Dorfleben, Sonstiges

Der Bassenheimer Bur – Die „St. Martinsquelle“

Historische Nutzung

Die Wasserquelle im Martinstal mag schon seit Jahrtausenden vorhanden gewesen sein. Über ihre frühe Nutzung durch Bewohner der Region um Bassenheim, von den Steinzeitmenschen über die Kelten bis hin zum Beginn der Neuzeit, ist jedoch nichts bekannt. Man kann jedoch davon ausgehen, dass die Quelle bereits seit 970 sprudelt.
In jenem Jahr wird Bassenheim erstmals in einer Urkunde erwähnt. Ein „Ritter Waldbot“ ist Ministerialer (Dienstmann) der Grafen von Sayn, mit einem Unterlehen in Bassenheim.

Zum ersten Mal wird der Sauerbrunnen 1571 von einem Arzt und Alchemisten Gallus Etschenreutter erwähnt. Er veröffentlicht ein Buch mit dem ausführlichen Titel: „Aller heilsamen Baeder und Brunnen Natur / krafft / tugendt / und würckung / so in Teutschland bekandt und erfahren.1
Darin beschreibt er stichwortartig eine große Zahl damals bekannter Sauerbrunnen und Heilquellen in Deutschland. Einer davon ist unter der Rubrik „Allerley“ der Sauerbrunnen in Bassenheim zu finden2. Sicherlich war schon damals die Ergiebigkeit der Quelle sehr gering und sie kam daher nur unter die genannte Rubrik.

Titel und Auszug aus dem Buch Etschenreutters

14. Bessenheimer Saurbrunnen
Diser saurbrunnen in freyem feld bey einem bächlin / nach bey des
Allerley
Edlen Anthonii Waldbott Schloß gelegen / auß alaun / salpeter und schwebel vermischt / im dranck verzehret er schleimechte dicke feüchtigkeit und koder des magen / thut die verstopffungen der innerlichen glider auff / des miltzes und beermutter geschwulst / zertheilt im badt alle kretze / aussatz unnd glechten heilt er.

Diesen Eintrag könnte man in etwa folgendermaßen übersetzten:

Basseneheimer Sauerbrunnen
Dieser Sauerbrunnen [ist] im freien Feld bei einem Bächlein nahe des edlen Anton Walbotts Schloss gelegen. Aus Alaun, Salpeter, und Schwefel vermischt im Trank, verzehrt er schleimige diche Feuchtigkeit und Auswurf des Magens. Öffnet die Verstopfungen der inneren Glieder, auf Geschwulsten der Milz und der Gebärmutter. Entfernt im Bad alle Krätze, Aussatz und Flechten heilt er.

Tatsächlich hatte zu der damaligen Zeit ein Anton Waldbott im Schloss/Burg residiert. Dann fügte Etschenreutter noch ein ärztliches Rezept an. Dessen Beschreibung von Krankheiten und deren Heilung entspricht dem damaligen Stand der Medizin und der Alchemie. Es ist jedoch kurios, dass der Arzt dieses sehr spezielle Rezept gerade mit dem Wasser aus der Bassenheimer Quelle beschreibt. Wie bei allen Rezepten aus der damaligen Zeit, bedeutet dies jedoch nicht, dass auch die Wirksamkeit auf die Krankheiten erforscht wurde.
In dem Buch Etschenreutters werden noch weitere Wasserquellen in der Region um Bassenheim aufgeführt, u. a. in Kärlich und Mendig. Oft wird bei diesen neben der medizinischen Anwendung der Gehalt an Mineralstoffen angegeben.

Weitere Erwähnungen des Bassenheimer Sauerbrunnens findet man wieder in späteren Schriften. Im Jahr 1742 wurde offiziell erschlossen und bietet seitdem kontinuierlich kostenloses, wertvolles Trinkwasser.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich in vielen Orten ein verstärktes Interesse für Mineralquellen, Thermen und Heilbädern, u. a. in Bad Ems, Bad Neuenahr, etc. Infolgedessen wurden auch die Mineral- und Heilquellen auf ihre Eigenschaften verstärkt untersucht. In diesen umfangreichen Beschreibungen wird auch mehrfach der Bassenheimer Sauerbrunnen erwähnt.

1838 beschrieb Johann Wilhelm Spitz in seinem Buch über das Rheinland die Lage des Sauerbrunnens wie folgt: „In der Nähe des Dorfes liegt in einer sumpfigen Wiese ein Mineralbrunnen, welcher ein sehr angenehm schmeckendes Wasser enthält.
Zu dieser Zeit lag das Burgelände noch abseits des alten Ortskerns, wie auf einer Landkarte von 1820 zu erkennen ist3. 1838 zählte Bassenheim nur etwa 500 Einwohner. Erst mit den Baugebieten, die nach dem 2. Weltkrieg das Dorf erweiterten, rückte das Burgelände in eine zentrale Lage.

Historische Kartenaufnahme der Rheinlande durch Tranchot und von Mueffling 1803 – 1820

Der Bur und sein Umfeld

Die Bur-Eiche

Egal von welcher Seite man sich dem Bur nährt, es fällt schon von weitem die kräftige Eiche davor auf. Das Alter der Bur-Eiche wird auf etwa 360 Jahre geschätzt. Der Beginn ihres Wachstums kann also, grob geschätzt, auf das Jahr 1660 datiert werden. Die stattliche Eiche hat jedoch ein Problem: Sie wird häufig gedankenlos als Werbesäule verwendet. Auf Dauer könnte dies ihre Rinde noch weiter verletzten und den Baum insgesamt schädigen. Es wäre sinnvoll, ihn als Naturdenkmal unter Schutz zu stellen!

Die Flursteine

Links und rechts von der Eiche sind parallel zum Altengärtenweg 12 bzw. 13 Flursteine zu sehen. Auf ihnen sind die Buchstaben „WB“, für Waldbott Bassenheim, und „HB“, für Herrschaft Bassenheim, eingemeißelt. Als 1985 die Gemeinde das Bur-Gelände kaufte, wurden die Steine von Hans-Karl von den Osten der Gemeinde als Geschenk übergeben. Weiterer solcher Steine sind noch vereinzelt in der Bassenheimer Flur zu finden, z. B. an der Straße vor dem Katscheckerhof und am Fußweg zwischen dem Hohlweg und der Mozartstraße.

Die Horwiesen

Oberhalb des Bur erstrecken sich im Martinstal die „Horwiesen“, ein sumpfiges, landwirtschaftlich eigentlich ungeeignetes Gebiet. Trotzdem wurde es während des 2. Weltkrieges (1939 – 1945) in Anspruch genommen. Da die Versorgung mit Nahrungsmitteln in jenen Kriegsjahren immer schwieriger wurde, musste jede verfügbare Bodenfläche genutzt werden. Hauptlehrer Praeder schrieb 1942 in die Schulchronik:

Jedes Fleckchen Erde soll nutzbar gemacht werden, damit die Ernährung unseres Volkes gesichert ist. So wurde dann auch mit der Trockenlegung der Horwiesen begonnen. Ein versumpftes Gelände von ca. 25 Morgen ist so in fruchtbares Ackerland verwandelt. … Es wird hier Gemüse aller Art in großen Mengen gezogen.

Die Bleichwiese

In frühen Zeiten waren Bäche und Flussufer wichtige soziale Brennpunkte, aus einem einfachen Grund: Es gab Wasser für den Haushalt und zum Feuer löschen, man konnte alles Mögliche, von der Wäsche bis zu den Fuhrwerken, reinigen und sie waren ein beliebter Tummelplatz für die Kinder.

Auf der Bleichwiese wurde früher die Wäsche gebleicht. Gut zu erkennen ist der ehemalige Sportplatz (Mitte links) und der Bockstall (Mitte). Die Bauern kamen mit ihren Geisen zum Stall, damit diese vom Bock gedeckt werden sollten.

Der Lützelbach und die Bleichwiese unterhalb des Bur waren solch ein Treffpunkt. Der Maler Anton Färber (* 1928 – † 2016) beschrieb in einem Artikel anschaulich seine Kindheitserinnerungen an diesen Ort und schließt:

… viele Kinder wurden dort groß und haben selbst schon wieder Kinder. Sie alle haben unser kleines Paradies nicht gekannt. Mit uns, die wir heute 50 Jahre und älter sind, stirbt eines Tages die Erinnerung daran. Aus diesem Grunde habe ich diese Zeilen geschrieben und ein Bild dazu gemalt, so wie es in meinen Erinnerungen heute noch lebt.

Susanne Zeutzem (geb. Bersch) an der Bleichwiese „am Kanal“ (heute Jahnstraße). Die Bauern nutzen den „Kanal“ zur Reinigung und Befeuchtung ihrer aus Holz bestehenden Fuhrwerke.

Später weichte ein Teil der Bleichwiese einem Sportplatz. 1929 wurde dort zum ersten Mal Feldhandball gespielt4. Ab 1945 wurden in diesem Bereich die Häuser der heutigen Jahnstraße gebaut. 1970 wurde der Sportplatz erneuert. 1998 wurde schließlich die Gemeindehalle gebaut.

Planung und Bau des Bur-Pavillion

Freiherr Heinrich von Kusserow (* 5. November 1836 in Köln; † 15. Oktober 1900 in Bassenheim) gab 1878 und 1888 die ersten Wasseranalysen in Auftrag. Exzellenz von Kusserow, der Schwiegersohn des Ehepaares von Oppenheim, war Königlich-Preußischer Gesandter. Er schickte dem Fürsten Bismarck, Reichskanzler des Deutschen Reiches, angeblich regelmäßig Quellwasser nach Berlin. Der Brunnen-Pavillion wurde im März 1890 für insgesamt 3.124,62 Mark über der Quelle errichtet. Die Korrespondenz darüber ist in einer Akte „Administration des Rittergutes Bassenheim, Erbauung des Sauerbrunnen Pavillons“ gesammelt und umfasst die Zeit von Juni 1889 bis November 1890. Sie enthält Briefe zwischen dem damaligen Rentmeister Nes und Heinrich von Kusserow sowie Pläne der ausführenden Firma. Deren Inhaber, Arnold Georg und P. Kreutzer, besaßen eine Fabrik mit „Eisen-Constructions-Werkstätten“ in Neuwied.

Die Baupläne zeigen deutlich, wie der ursprüngliche Zustand des Brunnenpavillions aussah, besonders die detailreichen Verzierungen der Säulen und des Dekors bis hin zur Spitze des Daches, die einem Glockenblumenstrauß ähnelt. Auch der bis 1987 durch eine rund 80 cm hohe Mauer verborgene Sockel des Pavillions ist sichtbar, der auf einem achteckigen Unterbau aus Basalt steht.

Der Bur im täglichen Leben

Seit 1890 gehört also der Pavillon mit der Quelle zum Ortsbild Bassenheims. Seither dient er als romantische Wasserquelle zum Trinken aus der Hand oder zum Abfüllen in Flaschen für zu Hause.

Früher, als auf dem Gelände, wo jetzt die Karmelenberghalle steht, noch ein Sportplatz war, bildeten durstige Spieler oft eine Schlange an den beiden Wasserausläufen der Bur-Quelle. Für die Mitglieder des Turnvereins war es üblich, abgefülltes Bur-Wasser als Erfrischung im Sportgepäck zu haben. Die Qualität des Wassers zog sogar Besucher von außerhalb an, einige von ihnen kamen mit großen Kanistern, um das Wasser abzufüllen.

1975 musste wegen einer Verunreinigung mit Bakterien die Bur-Quelle für einige Zeit gesperrt werden. In einem Schreiben der Verbandsgemeinde Weißenthurm an das Gesundheitsamt Koblenz vom 17.11.1975 heißt es: „Die Bevölkerung Bassenheims und die der weiteren Umgebung würden eine baldige Freigabe sehr begrüßen …“.

Mit den Jahren begann das Wellblech der achteckigen Brunnenstube in Bodennähe zu verrotten. Die von Waldthausen'sche Verwaltung ließ daher 1952 ein 35 cm dickes und 75 cm hohes Sockelmauerwerk bauen.

1965 erlebte die Gemeinde eine ungewöhnliche Begebenheit. Der Gemeinderat fasste den Entschluss, den bestehenden Pavillon durch einen Brunnen aus Naturstein zu ersetzen. Hierfür benötigte man sowohl die Genehmigung der Kreisverwaltung als auch einen Auszug aus dem Grundbuch. Überraschenderweise zeigte sich dabei, dass nicht die Gemeinde, sondern die Verwaltung der von Waldthausen'schen Familie Eigentümerin des Grundstücks war. Diese verweigerte jedoch die Zustimmung für das Projekt.

Die Gemeinde kauft das Bur-Gelände

Der jahrhundertelange private Besitz des Bur durch die „Herrschaft“ endete 1985. Am 13.09.1985 trafen sich Vertreter der Besitzerin, Ellionor von den Osten, und des Bürgermeisters der Gemeinde, Theobald Groß, vor dem Notar Dr. Jürgen Schumacher in Koblenz. Sie vereinbarten den Verkauf des Sauerbrunnens samt Pavillion und umliegendem Gelände zum Kaufpreis von 50.000 DM. Die Fläche in den Flurstücken 5 und 12 „Zu Horen“ umfasst insgesamt 57.000 m². Der Gemeinderat stimmte am 19.07.1985 diesem Vertrag zu. Seit dieser Zeit ist die Gemeinde im Besitz von Bur, Pavillion und Bur-Gelände.
Aufgrund seines schlechten Zustands musste der Pavillon dringend saniert werden. Dies war mit erheblichen Problemen und Kosten verbunden:

  • Finanzierungsherausforderungen: Nach anfänglichen Schwierigkeiten und einer Ablehnung wurde ein zweiter Antrag auf Landeszuschuss genehmigt, wodurch die Mehrheit der Restaurierungskosten gedeckt werden konnten.
  • Bausubstanz: Beim Ersetzen des maroden Mauersockels entdeckte man eine verrottete Blechkonstruktion. Trotz Produktionsauslauf des benötigten Zinkblechs konnte eine Ersatzlösung durch Handarbeit gefunden werden.
  • Dachreiter: Er war vor 1979 bei Anstricharbeiten entfernt und nicht mehr aufgesetzt worden.

Nach Abschluss der Renovierungsarbeiten im Jahr 1986 erstrahlte der Pavillon wieder in seiner ursprünglichen Pracht.

Kulturdenkmal und 100-Jahr-Feier

Bereits ein Jahr später erfuhr dem Pavillon eine besondere Ehre: Er wurde am 26.06.1987 als „Kulturdenkmal“ unter Schutz gestellt. Das Landesamt für Denkmalpflege hatte selbst den Antrag gestellt, mit der Begründung:
Die Brunnenanlage ist ein Zeugnis des geistigen, künstlerischen und handwerklichen Schaffens. An ihrer Erhaltung und Pflege besteht aus wissenschaftlichen und kulturellen Gründen und wegen der Bedeutung und Werterhöhung der Umwelt ein öffentliches Interesse.

Die Mühe und die Kosten der Restaurierung hatten sich gelohnt. Seither reiht sich der Pavillon in die Liste der Kulturdenkmäler Bassenheims ein.

Zwischen 1986 und 1987 wurde das Bur-Fest auf dem Bur-Gelände veranstaltet. Aufgrund von Ruhestörungen wurde es ab dem darauffolgenden Jahr zum Brunnen am Walpotplatz verlegt. Dort fand es jährlich im Wechsel mit dem Kirchfest statt.

Am 01.04.1990 veranstaltete der Heimatverein eine 100-Jahr-Feier des Bassenheimer Burs. Höhepunkt der Jubiläumsfeier war die Enthüllung einer neuen Spitze auf dem Pavillon. Der Heimatverein konnte dank der Spenden von Cord-Michael Sander und der Firma Arnold Georg aus Neuwied einen neuen Glockenblumenstrauß für den Pavillon beschaffen.

Im Inneren des Pavillons

Das äußere Erscheinungsbild des Pavillons ist allen Besuchern des Bur bekannt. Doch was verbirgt sich im Inneren? Wie kommt das Wasser des Burs durch den Erdboden nach draußen? Geht man in das Innere des Pavillons, sieht man zunächst die verschlossene Fassung der Quelle (siehe Bild). In diesem Betonkasten verbirgt sich das Steigrohr mit dem Quellwasser. Zwei Meter tiefer ist der natürliche Grundwasserspiegel des Bur-Geländes zu erkennen.

Links: Die Fassung des Brunnens im Inneren des Pavillions. Rechts: Das Steigrohr im Pavillion und die beiden Auslaufrohre.

Auf diese Weise sind das Quellwasser aus der Tiefe und das Grundwasser getrennt. Über die beiden Auslaufrohre fließt dann das Bur-Wasser nach außen in den Trog.

Ursprünge der Bur-Quelle und des Lützelbachs

Die Bur-Quelle und der Lützelbach haben keine gemeinsame Herkunft: Der Lützelbach führt normales Wasser und entspringt oberhalb der großen Eisenbahnbrücke im Tal zum Karmelenberg. Dort verhindern unterirdische Bodenschichten das Durchsickern des Niederschlagswassers, wodurch sich das Wasser sammelt und den Bach bildet. Das Quellgebiet des Baches entsteht durch das Grundwasser aus dem umliegenden Wald und wird durch weitere kleine Zuflüsse entlang seines Weges durch den Ort und in Richtung Mülheim ergänzt. Bei der Burgmühle fließt zusätzlich Wasser aus dem Sässelbach hinzu.

Die kohlensäurehaltige Bur-Quelle hat ihre Ursprünge in der vulkanischen Aktivität der Eifelregion. Die Geschichte des Vulkanismus in diesem Gebiet begann vor etwa 500.000 Jahren und reichte bis zu einem großen Ausbruch am Laacher See vor etwa 13.000 Jahren. Diese vulkanischen Ereignisse haben die Landschaft geformt und zu zahlreichen geologischen Besonderheiten geführt, darunter etwa 300 frühere Vulkane. Der Karmelenberg, an dem die Bur-Quelle liegt, ist ein sichtbares Zeugnis dieser vulkanischen Aktivität, mit tief in der Erde verborgenen Lavaströmen, Bims und Asche.

Der Bassenheimer Bur ist ein Ergebnis der Kombination aus der vulkanischen Vergangenheit der Region, dem immer noch vorhandenen Magma unter der Erde, und der Interaktion dieses Magmas mit Grundwasser, was zur Bildung von kohlensäurehaltigem Mineralwasser führt. Um diesen faszinierenden Entstehungsprozess besser zu verstehen, betrachten wir die einzelnen Schritte genauer:

  1. Vulkanische Aktivität: Unter der Erde befindet sich Magma, das ist eine sehr heiße, flüssige Gesteinsmasse. Dieses Magma war bereits in früheren Zeiten aus Vulkanen in der Eifelregion geflossen und befindet sich immer noch relativ nah unter der Erdoberfläche.
  2. Gesteinszersetzung: Aufgrund der hohen Temperaturen des Magmas werden die umliegenden alten Gesteine tief in der Erde zersetzt. Bei diesem Zersetzungsprozess entsteht Kohlendioxidgas, das ist dasselbe Gas, das man auch aus sprudelnden Mineralwässern kennt.
  3. Austritt des Gases: Das Kohlendioxidgas entweicht ständig aus dem Erdinneren durch Spalten und Risse an die Oberfläche. Ein sichtbares Zeichen dafür sind Gasblasen, die beispielsweise am Ostrand des Laacher Sees an die Oberfläche kommen.
  4. Bildung des Sauerbrunnens: Wenn Grundwasser in die Nähe des von Magma erwärmten Bereichs gelangt, löst es das Kohlendioxidgas und auch Mineralstoffe aus dem Boden. Durch den Druck des Gases wird dieses angereicherte Wasser dann an die Oberfläche gedrückt und fließt als Sauerbrunnen ab.

Qualität und Geschmack des Burwassers

Früher führte Trinkwasser oft zu Krankheiten wie Typhus, Cholera und Ruhr, was die weltweite Notwendigkeit zur Untersuchung von Wasser auf Schadstoffe und Krankheitserreger hervorrief. Heutzutage muss gemäß EU-Bestimmungen die Trinkwasserqualität ständig sichergestellt sein, was auch für Sauerbrunnen wie den Bur gilt. Dieser unterliegt seit Jahrzehnten regelmäßigen Qualitätskontrollen, bei denen auf gesundheitsgefährdende Substanzen und Keime geachtet wird. Seit 2016 können einige dieser Untersuchungsergebnisse auf einer Schautafel neben dem Pavillon eingesehen werden.

Der Geschmack von Wasser wird hauptsächlich durch seine gelösten Inhaltsstoffe bestimmt. Beim Bassenheimer Bur ist der auffällige Eisengeschmack charakteristisch. Zwei Schlüsselkomponenten beeinflussen seinen Geschmack: Eisen und Kohlensäure. Der Bassenheimer Bur hat einen Eisengehalt von 1,6 mg pro Liter und eine Kohlensäurekonzentration von 852 mg pro Liter. Im Vergleich dazu enthält das Wasser der Waldmühle nur 0,13 mg Eisen pro Liter, aber eine höhere Kohlensäurekonzentration von 1.164 mg pro Liter. Aufgrund des höheren Eisengehalts hat der Bassenheimer Bur einen herberen Geschmack im Vergleich zum Wasser der Waldmühle. Zusätzlich verleiht der geringere Kohlensäuregehalt dem Bassenheimer Bur einen weniger prickelnden Geschmack.

Das Quellwasser enthält gelöstes, farbloses Eisen, das beim Kontakt mit Luft zu dreiwertigem, rostrotem Eisen (Fe3+) oxidiert und einen rostroten Belag in Flaschen und Becken bildet. Dieser Vorgang ist natürlich und ähnelt dem Rostprozess von Eisen. Die rostrote Färbung beeinträchtigt nicht die Qualität des Wassers.

Prognose: Droht dem Quellwasser des Bur-Geländes das Versiegen?

Die Wassermenge des Burs hat seit 1985 von etwa 8 Litern pro Minute auf 3 - 4 Liter pro Minute im Jahr 2017 abgenommen. Es besteht die Befürchtung, dass der Bur innerhalb der nächsten 30 Jahre vollständig versiegen könnte. Zusätzlich berichten Nutzer, dass das Wasser nicht mehr so angenehm schmeckt und prickelt. Mögliche Ursachen hierfür könnten eine Verstopfung der Wasserzuleitung zum Pavillon oder Verschiebungen geologischer Schichten durch Erdbeben sein, die die Quellwege teilweise blockieren.

Der Bur ist ein wichtiger Teil des kulturellen Erbes von Bassenheim, ähnlich wie die Burg, der Bassenheimer Reiter oder der Walpotplatz. Ein Versiegen des Burs wäre ein großer Verlust. Daher ist es wichtig, dass Experten die Ursachen für die Veränderungen untersuchen und Maßnahmen zur Verbesserung und Erhaltung des Burs ergreifen.

Die Zukunft des Bur-Geländes: Neue Entwicklungen und Perspektiven

Im Rahmen einer Bürgerversammlung zum Thema „Dorferneuerung in Bassenheim“ wurde im Jahr 2023 die Erneuerung des Bur-Geländes und des Bur-Pavillions thematisiert. Bislang sind jedoch keine weiteren Schritte zur Umsetzung dieses Vorhabens festgelegt oder bekannt.

 

Quellen
  1. https://www.deutschestextarchiv.de/book/view/etschenreutter_baeder_1571?p=1
  2. https://www.deutschestextarchiv.de/book/view/etschenreutter_baeder_1571?p=66
  3. https://geoshop.rlp.de/historische_karten_1900/kartenaufnahme_der_rheinlande_durch_tranchot_und_von_mueffling_1_25000_1803-1820_kartenblatt.html
  4. Bartz Josef: Bassenheim. Geschichten einer Gemeinde, S. 237
  • Helge Bergmann, Hans Timmler, Theo Neideck, Der Sauerbrunnen und die Wasserversorgung in Bassenheim
  • Etschenreutter, Gallus: Bäder. Straßburg, 1571.

 

Bildverzeichnis

© Christian Maté Grab - dorfkid.com

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