Sonstiges

Warum Bassenheim als „Luftkurort“ bezeichnet wurde

Bassenheim war von 1907 – ca. 1929 selbsternannter Luftkurort. Im Festbuch des M.G.V Sangeslust Bassenheim anlässlich eines nationalen Gesangwettstreits am 08.07.1928 wird die besondere Heilwirkung des Ortes begründet. Hier heißt es: „Die große Heilwirkung hat ihre Begründung wieder“:

Erstens: In dem wohltuenden Einfluss auf die Stimmung und das Gemüt durch die beruhigende Stille des Ortes, die nie von dem Lärm der industriellen Betriebe gestört ist. Diese fehlen gänzlich, bis auf einige kleinere Bimsbetriebe, die aber nie gesundheitsschädlich wirken können.

Zweitens: In der vollkommenden Reinheit der Luft. Sie wird durch keinen Fabrikqualm verunreinigt und weist infolge des Pflanzen-, Wiesen- Waldreichtums des Parks, des Dorfes und seiner Umgebung stets einen hohen Ozongehalt.

Drittens: In seiner anregenden, aber der geschützten Lage des Ortes gleichwohl milden Klimas. Im Sommer wird die Temperatur des Tales durch die Waldbestände und die überwiegend von der Eifel her streichenden abkühlenden Winde günstig beeinflusst. Die Besonnung an den nebligen Tagen ist oft Stunden länger als beispielsweise im Rheintal. Für ausgiebige Lufterneuerung sorgen die Seitentäler und die Höhen ringsum.

Viertens: In der Anwendung der am Südende des Dorfes entspringenden Martinsquelle. Sie ist durch ihren Gehalt an freier Kohlensäure an Eisen und Alkalien nicht bloß ein köstliches Tafelgetränk, sondern auch gegen manche Gesundheitsstörung sehr zuträglich. Endlich in der Gelegenheit der Milch- und Obstkuren, zu denen Bassenheim das Beste vom Besten liefert. Sein Obst ist weithin als vorzüglich bekannt und sehr begehrt.

Ein braves Volk, von Lebensmut,
Ich bin dem Volke herzlich gut,
In seiner blüht mit Glück,
Ich sehne niemals mich zurück,
Es ist so recht nach meinem Sinn:
Froh, gastlich und so gradehin.

Demnach empfiehlt sich der Ort als Kurort für alle, die Ruhe und Erholung suchen von Mühe und Arbeit. Wer den Ort als Sommerfrische besucht und sich eine Zeitlang zwanglos ausspannen will, der dürfte kaum einen geeigneteren Platz finden. Auch an Zerstreuungen findet man in Bassenheim überreichlich in seinem Genuss seiner mannigfachen Naturschönheiten. Der Park dicht beim Dorf, mit seinem neuen Schloss und seinen Terrassen, mit der Stammburg der alten Grafen, mit dem Mausoleum, seinen Gruppen zum Teil exotischer Pflanzen, den schattigen Alleen, den Prachtexemplaren von Bäumen aller Art, mit seinen Grotten, Teichen und Springbrunnen, seinen Gewächs- und Treibhäusern, ist eine Sehenswürdigkeit ersten Ranges. In Wald und Flur bieten zahlreiche Spaziergänge immer Abwechslung. Die hohen Buchenwälder des Tiergartens, des Steine- und Birkenkopfes laden mit ihren Ruhebänken zum Aufenthalt ein.

Ansichtskarte von Bassenheim um 1954

Ein Dorado für jeden Freund urwüchsiger Natur sind die nahen Höhen des Karmelenberges und seine stille Waldeinsamkeit. Eine Allee hundertjähriger Eichen und Linden führt zum Gipfel. Von ihm schweift der Blick durch fruchtbare, von grünen Saaten wie mit Teppich gedeckten Tälern hinüber über Wälder und dunkle Kuppen alter Vulkane hin zum Siebengebirge, zum Westerwald, zum Rheintal. Vom Hunsrück zur Mosel. Vom Maifeld zur Eifel mit dem Hochbärmel und den türmenden Höhen des Hochsimmers, der Hohen Acht, des Hochsteins, des Gänsehalses und des Krufter Ofens. Von Dorf zu Dorf, von Stadt zu Stadt, reich sind Flora und Fauna, hochinteressant die geologischen Verhältnisse des Berges. Allenthalben an seinen Hängen gewährt er Einblick in die vulkanische Natur des Gebietes. Mächtige Basaltlager deuten auf erstarrte Lavaströme. In Gestalt von Bomben, Lapilli, Sand und Asche hat er seine „Auswürflinge“ zu hohen Schichten aufgehäuft. Aus seinen Basalt- und Grotzensteinbrüchen liefert er das kostbare Material zum Bau der Häuser, die der Gegend ihre malerische Eigenart und ihr charakterliches Gepräge geben. Seine Nachbarn, die „Wanneköpp“ bieten mit den muldenförmigen Einsenkungen ihrer Gipfel klassische Beispiele prächtiger Krater.

Bassenheims Eisenbahnstation liegt direkt an der Linie Koblenz-Mayen. Fußgänger haben hübsche Zugänge von den Eisenbahnstationen Plaidt, Weißenthurm, Urmitz und Kobern a.d. Mosel. Mit dem wundervollen Park ist es mit seinen grünen Wiesen und Gärten eingebettet in einem lieblichen Talkessel, den der nordöstliche zum Rhein und zur Mosel auslaufende Teil des Eifelgebirges hier bildet. Nach Norden schützen es die Neuwieder und Andernacher Höhen. Im Osten ist es angelehnt an die des Tiergartens, südlich an den Birkenkopf. Gegen Westen überragt es der 378 Meter hohe Karmelenberg. So liegt es weltabgeschieden in einem Kranz- wald- und obstbaumreicher Gegend. Aus deren Schoß schaut es mit seiner schönen Kirche, dem vornehmen Schloss, dem alten Burghof, dem reizenden Marktplatz, den hoch gelegenen Bauten des Krankenhauses und der Schule gar freundlich hervor. Auf weitem lichtem Bauplan gruppieren sich malerisch die schmucken Häuser. Im Rahmen der blauen Eifelberge ein entzückendes Landschaftsbild voll heiterer Stimmung.

Letzte Überarbeitung: 25.01.2024

 

Quellen
  • Bildverzeichnis

 

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