Erinnerungen an die Familie Haimann
Gertrud Ringel, Gretel Häfner, Oliver Moos
Schon im Jahr 1838 ist die Familie des Abraham Heimann wohnhaft in Bassenheim. Dies bezeugt ein „Moralitätszeugnis“ des israelischen Konsistoriums in Bonn für den jüdischen Handelsmann. Unter der Regierung Napoleons wurde die Freiheit der Juden beschränkt. So musste Abraham Heimann von der französischen Präfektur ein einjähriges Handelspatent erwerben, um den Betrieb einer Metzgerei anzumelden.
Klara und Rosa führten in ihrem Haus in der Mayener Straße 28 ein Café. Erbaut wurde das Haus 1850, wohl vom Urgroßvater Abraham. 1851 entstanden die Scheune und Stallungen, wovon der Stall 1992 abgerissen wurde und somit den ursprünglichen Charakter eines kleinen Hofes veränderte.
Die beiden Schwestern galten als warmherzig und liebenswürdig unter den Mitbürgern. Dann erst werden die „schwer guten“ Kuchen genannt, die im Café angeboten wurden. Ein hausgemachtes Eis gab es gratis für eine erwiesene Hilfe oder Gefälligkeit.
Bruder Isidor, geb. 29.04.1890, betrieb eine kleine Landwirtschaft und Pferdehaltung, die er von seinem Vater, der früh verstarb, übernommen hatte. Die Mutter starb 1936 auf Gründonnerstag. Zufälligerweise starben an diesem Tag noch zwei weitere Bassenheimer Bürger, sodass am Ostermontag frei Beerdigungen stattfanden: Eine auf dem jüdischen Friedhof, eine auf dem katholischen und eine weitere auf dem evangelischen Friedhof.
1938 oder '39 wurde die Familie Haimann zwangsweise von den Nationalsozialisten in das sogenannte „Judenhaus“ (Charlottenstraße 3, von Settschen Simon) umgesiedelt, welches als Bethaus der jüdischen Gemeinde genutzt wurde.
Tilly, die 4 eigene Kinder und ein angenommenes Kind namens Paul hatte, ging bald nach Düsseldorf. Paul, katholischen Glaubens, wurde von den Nationalsozialisten getötet. Tilly wanderte mit ihrer Familie in die Vereinigten Staaten aus.
Die drei unverheirateten Geschwister Isidor, Klara und Rosa ergriffen nicht die Möglichkeiten Deutschland zu verlassen. Zwar hätte Klara und Rosa zu ihren Geschwistern in den USA emigrieren können, aber ihr Bruder Isidor war Diabetiker und bekam keine Einreisegenehmigung – sie wollten ihn nicht alleine zurücklassen.
Am 22.03.1942 wurden die drei Geschwister zusammen mit anderen verbliebenen Juden mit einem Lastwagen zum Bahnhof Koblenz gebracht und von dort aus vermutlich ins polnische Lager Izbica deportiert.
Zum Artikel „Jüdisches Leben in Bassenheim“
Erinnerungen an weitere jüdische Einwohner
Neben der alteingessesnen Familie Haimann und Settchen Simon, gab es noch in der Mayener Straße in der Höhe des Gasthauses „zum Hirsch“ einen Juden namens Berthard, der ein verkürztes Bein hatte und „Bernhardchen“ genannt wurde.
Sigmund Simon, hatte in der Koblenzer Straße ein Lädchen und wählte bereits 1930 den Freitod. Seine Frau war Frieda, geb. Eindecker. Seine Söhne waren Manfred (Anstreicher), geb. 1920, Siegfried (Schreinerlehrling), geb. 1923, Norbert (Schüler), geb. 1927. Norbert soll so schlechte Zähne gehabt haben, dass ihm vom Schularzt sechs Zähne gezogen werden mussten. Auch sie bekamen einen Raum im „Judenhaus“ in der Charlottenstraße zugewiesen und wurden ebenfalls am 22.03.1942 nach Koblenz und wurden von dort in das polnische Lager Izbica, 200 km westlich von Warschau, deportiert.