Kelten, Eisenzeit, Bronzezeit

Das „Brotlaibidol“ von Bassenheim – ein rätselhaftes Tonobjekt der Bronzezeit

Entdeckung und Beschreibung des Fundstücks

Im Zuge der Inventarisierungsarbeiten zu den archäologischen Ausgrabungen, Funden und Befunden des Jahres 1986 wurde ein besonderes Tönernes Objekt aus Bassenheim wiederentdeckt. Es handelt sich um ein Artefakt unbekannter Funktion, das während der Untersuchungen einer bronze- und eisenzeitlichen Siedlung geborgen wurde.

Das Fundstück hat eine erhaltene Länge von 5,7 cm, eine Breite von 4,9 cm und eine Stärke von 2,4 cm. An einer Breitseite befinden sich drei kreisförmige Einstiche. Von zweien dieser Einstiche ziehen Rillen auf die Ober- und Unterseite, die nach kurzem Verlauf abbrechen. Eine der Längsseiten weist drei weitere Einstiche auf, die bis zur Bruchkante reichen. Auch von diesen Einstichen ziehen Rillen auf die Ober- und Unterseite, wobei eine Rille auf der Unterseite in einem kleinen Vertiefungspunkt endet.

Brotlaibidol von Bassenheim, verschiedene Ansichten

Das Artefakt gehört zu einer Gruppe von tönernen Objekten mit Mustern aus Einstichen, Rillen und Vertiefungen in unterschiedlicher Anordnung, die in der Archäologie als „Brotlaibidole“ bezeichnet werden. Der Fund ist in der Region Mittelrhein einzigartig und wurde in einer glockenförmigen Grube entdeckt, die während der Jahre 1985 und 1986 beim Abbau von vulkanischem Bimstuff angeschnitten und untersucht wurde. Diese Fundstelle liegt südwestlich von Bassenheim im Flurbereich „Zu Steinen“ an einem steil nach Südosten abfallenden Hang.

Fundstelle und archäologischer Kontext

Innerhalb der ca. 2000 m² großen Untersuchungsfläche konnten 50 Befunde dokumentiert werden. Darunter befanden sich 46 Gruben, drei Pfostenlöcher und eine Siedlungsbestattung ohne Beigaben. Bauliche Strukturen ließen sich aufgrund der Fundumstände nicht mehr nachweisen, da nur die unter das ehemalige Siedlungsniveau reichenden Materialentnahmegruben überliefert waren. Eine der Gruben enthielt bronzezeitliches Fundmaterial, während alle anderen Keramikfunde der Späthallstatt- und Frühlatènezeit (ca. 600 bis 250 v. Chr.) zuzuordnen sind.

Die Fundstelle liegt in einem archäologisch bedeutenden Siedlungsraum rund um die eisenzeitliche Höhensiedlung auf dem Karmelenberg. Durch den fortschreitenden Bimsabbau wurden seit den 1980er Jahren zahlreiche eisenzeitliche Fundstellen entdeckt. In den benachbarten Fluren „Im Loch“ und „An der Steinkaul“ konnten umfangreiche eisenzeitliche Siedlungsreste dokumentiert werden. Die südlich gelegenen Hügelgräberfelder der Späthallstatt- und Frühlatènezeit in den Gemarkungen Wolken („Grauwäldchen“), Kobern („Chorsang“), Bassenheim („Im Gollenbusch“) und Lonnig („Dreitonnenkuppe“) mit dem bedeutenden keltischen Heiligtum „Goloring“ im Zentrum weisen auf eine intensiv genutzte Siedlungskammer der Eisenzeit hin.

Vergleichsfunde und Deutung

Vergleichbare Funde von Brotlaibidolen stammen in der Regel aus bronzezeitlichen Siedlungszusammenhängen und werden anhand der vergesellschafteten Funde in die ausgehende Frühbronzezeit bzw. die mittlere Bronzezeit (Hügelgräberbronzezeit, ca. 1600 bis 1200 v. Chr.) datiert. Die Keramikfunde aus der Bassenheimer Grube lassen jedoch keine direkte zeitliche Einordnung des Objekts zu, da es sich ausschließlich um eisenzeitliche Scherben handelt. Möglicherweise gelangte das Fundstück als „Altstück“ bei der Verfüllung der eisenzeitlichen Grube in diesen Kontext und könnte somit ein Hinweis auf eine ältere, bronzezeitliche Besiedlung sein. Einzelne Siedlungsgruben der mittleren Bronzezeit sowie ein Bronzehort eines Metallhandwerkers aus der Späturnenfelderzeit am Fuß des Karmelenberges belegen eine frühere Nutzung des Areals bereits in der Bronzezeit.

  • Michael Mohr: „Heimatbuch-Jahrbuch 2015 Kreis Mayen-Koblenz“, S. 177 – 176.
  • Axel von Berg, Ein späturnenfelderzeitlicher Bronzehort vom Kar- melenberg bei Ochtendung, Kreis Mayen-Koblenz. In: Archäologie in Rheinland-Pfalz 2005 (Mainz 2007), S. 31-34.
  • Archäologisches Museum Frankfurt. "Aenigma 2.0 – Wer entschlüsselt den rätselhaften Code aus der Bronzezeit?" Sonderausstellung vom 14. Oktober 2024 bis 23. März 2025. Verfügbar unter: https://archaeologisches-museum-frankfurt.de/index.php/de/ausstellungen/aenigma-2-0
  • Wikipedia. "Brotlaibidol." Zuletzt bearbeitet am 15. September 2009. Zugänglich unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Brotlaibidol
  • DAMALS – Das Magazin für Geschichte. "Was verbirgt sich hinter den steinernen Brotlaibchen?" Veröffentlicht am 27. November 2024. Einzusehen unter: https://www.wissenschaft.de/ausstellungen/was-verbirgt-sich-hinter-den-steinernen-brotlaibchen/