Die Geschichte und Entwicklung der Wasserversorgung in Bassenheim
Die Wasserquellen in Bassenheim
Der Bur ist zwar der einzige Sauerbrunnen auf Bassenheimer Gebiet, doch die Region ist reich an weiteren Wasserquellen, die über das gesamte Gebiet verteilt sind.
Die Lützelbachquelle
Die Landschaft Bassenheims ist vor allem von zwei Tälern geprägt: Das größere führt von der Baumallee entlang dem Karmelenbergerweg in nordöstlicher Richtung. Zwischen den bewaldeten Höhen von Steinkopf und Brandenholz bildet sich der Lützelbach aus einem größeren Feuchtgebiet heraus. Er fließt im Marienstal in 10 Metern Entfernung am Bur vorbei, durch den Park des Rittergutes und durch Mülheim, dann bei Urmitz in den Rhein.
Die Sässelbachquelle
Wo die Straße „Im Sässel“ und der Wolkener Weg zusammenkommen, blickt man in südwestlicher Richtung in ein kleines Tal. Auf der linken Seite liegt der Buchwald, am unteren Rand begrenzt durch den ehemaligen Bahndamm und das schmale Bett des Sässelbachs. Dieser ist nur als unscheinbares Rinnsal zu erkennen. Es sickert bei Bahn-km 11,6, nicht weit vom Katschecker Hof, durch eine Unterführung im Bahndamm hindurch auf die andere Seite in ein früheres Staubecken. Dieses war im Zusammenhang mit der Bahnstrecke gebaut worden, um bei großen Regenmengen als „Schlammfang“ zu dienen. In früheren Jahren nutzten Jugendliche dieses „Brünnchen“ auch zum Plantschen.
Die Sässelbachquelle selbst liegt jedoch weiter oben. Wenn man bei Wolken in Richtung Polch fährt, liegt sie kurz hinter der Eisernen Hand rechts zwischen der Landstraße L52 und der Autobahn A48. Von dort fließt das Wasser unter der Autobahn hindurch zum Katscheckerhof, durch einen Teich und das Staubecken nach Bassenheim.
Die Quellen im Park
Im Park der Burg gab es lange Zeit nur eine gefasste Quelle, neben einem früheren Grenzstein zu sehen. Sie wurde für den Trinkwasserbedarf der Burgbewohner genutzt. 1964 wurde noch ein zweiter Brunnen gebohrt, rund 30 m davon entfernt.
Die Quellen im Schlosspark sind zwar noch mit Abdeckungen versehen, werden jedoch heute nicht mehr genutzt.

Die Burgmühle
Die Quelle im Tiergarten wurde in der jüngeren Vergangenheit tatsächlich noch genutzt. Wenig unterhalb des Burgparks, wo der Sässelbach in den Lützelbach fließt, steht ein Gebäude, das früher als Burgmühle diente. In den 1950er-60er Jahren wohnte dort Johann Maria Farina-Grass. Ein Vorfahre von ihm war gelernter Parfümeur und Erfinder des Eau de Cologne.
In der ehemaligen Mühle betrieb er ein Café. Weiterhin schuf er auf dem Grundstück einen Garten mit Teich, Wasserfall und einem Badebecken, das den Bassenheimern als beliebtes Ausflugsziel diente. Das Wasser für die Anlage bezog Farina-Grass aus der Quelle oberhalb der Straße. Ein dicker Schlauch leitete das Wasser etwa 30 Meter tiefer auf das Grundstück. Das obere, offene Schlauchende ist noch heute bei der Quelle im Wald zu sehen.

Die Burgmühle war nur die oberste Mühle entlang des Lützelbachs. Weiter unten heißt er Mülheimer Bach und nimmt noch den Lohrbach auf. Dort gab es zu verschiedenen Zeiten noch rund zehn weitere Getreide-, Öl- und Schleifmühlen. Für einen kleinen Bach mit einem geringen Gefälle war dies eine erstaunliche wirtschaftliche Nutzung.
Die Waldquellen
Südwestlich der früheren Eisenbahnlinie, um den Steinkopf herum, gibt es vier gefasste Quellen, die früher zur Trinkwassergewinnung genutzt wurden. Bei ihnen handelt es sich allerdings nicht um natürliche Quellen wie die von Lützel- und Sässelbach. Das Wasser der vier Waldquellen wurde in sogenannte einzelnen Sickergalerien und Sammelstuben gesammelt („Quellenhäusern“). Von dort wurde es über ein Rohrleitungsnetz durch den Karmelenbergerweg in das Tiefsammelbecken unter dem Maschinenhaus im Schlosspark geleitet.

Die vier Waldquellen in Bassenheim tragen die Namen bedeutender Persönlichkeiten, die eng mit der Geschichte der Region verbunden sind. Diese Namen stammen aus dem Umfeld der Familie von Kusserow, die zwischen 1887 und 1910 eine zentrale Rolle in Bassenheim spielte. Die Namensgebung der Quellen ehrt Mitglieder dieser Familie und deren Einfluss auf die lokale Geschichte.
Friedrichquelle
Die Friedrichquelle wurde nach Friedrich Graf Eckbrecht von Dürckheim-Montmartin benannt. Er war der Ehemann von Charlotte von Kusserow, der ältesten Tochter von Heinrich und Antonie von Kusserow. Durch seine Heirat mit Charlotte wurde Friedrich eng mit der Bassenheimer Familie verbunden. Gemeinsam hatten sie fünf Kinder. Friedrichs Name blieb durch seine Ehe mit Charlotte und seine Stellung innerhalb der Familie in Erinnerung.
Charlottenquelle
Die Charlottenquelle erinnert an Charlotte von Kusserow, die älteste Tochter von Heinrich und Antonie. Nach dem Tod ihres Vaters übernahm sie den gesamten Bassenheimer Besitz und verwaltete diesen, bevor sie ihn 1910 an den Kaiserlichen Gesandten Julius von Waldthausen verkaufte. Ihr Name steht für eine Übergangszeit in der Geschichte des Ortes, in der das Erbe der Familie von Kusserow weitergegeben wurde.
Antonienquelle
Die Antonienquelle wurde nach Antonie Kusserow, geb. Springer, benannt. Sie war die Ehefrau von Heinrich von Kusserow und Pflegetochter von Freifrau Charlotte und Freiherr Abraham von Oppenheim. Als Erbin der Oppenheims hätte sie den Besitz antreten sollen, verstarb jedoch am 17.10.1887, eine Woche vor ihrer Pflegemutter Charlotte von Oppenheim. Ihr früher Tod machte eine direkte Übernahme des Erbes unmöglich, doch ihr Name blieb durch die Quelle erhalten.

Heinrichquelle
Die Heinrichquelle trägt den Namen von Heinrich von Kusserow, einem einflussreichen Diplomaten und ehemaligen Beamten des deutschen Kaiserreichs. Er diente als Botschaftsrat in London und spielte eine wesentliche Rolle während der Schlacht bei Sedan. Nach seiner Pensionierung zog er sich nach Bassenheim zurück und lebte dort auf dem Schloss. Er verstarb am 15.10.1900 und wurde in Berlin beigesetzt. Sein Name steht für die Verbindung der Familie von Kusserow mit Bassenheim und den Wandel der Besitzverhältnisse in dieser Zeit.
2003 – 2005: Wiederherstellung der historischen Quellen
Die „Wasserhäuschen“, in denen die Quellen gefasst wurden, standen bis 2003 als historische Zeitzeugen im Bassenheimer Wald. Sie waren jedoch stark verwittert und teilweise beschädigt. Die Mitglieder des Heimatvereins, Hans Timmler und Theo Neideck, entschieden sich zur Rettung und Restaurierung dieser Quellenhäuschen.
In Zusammenarbeit mit der von Waldthausen’schen Verwaltung begannen sie die aufwendigen Arbeiten.
Die Sickergalerien und Sandfangkammern wurden wieder freigelegt. Die Fassaden wurden mit den bereits früher verwendeten Lavakrotzen-Steinen ausgebessert. Über den Türen der Quellenhäuser wurden die restaurierten Tafeln mit den Namen und dem Wappen des Grafen von Dürckheim-Montmartin angebracht.
Nach Abschluss der Arbeiten präsentierten sich die Quellenhäuser nahezu im ursprünglichen Zustand.
Verborgene Wasseradern: Feuchtgebiete und Quellen im Untergrund
Bassenheim ist von mehreren Hanglagen umgeben, die man in einem Landschaftsmodell gut erkennen kann. Wie häufig in einer solchen Situation, existieren auch hier Grundwasserschichten, die nicht als „richtige“ Quellen zu Tage treten. Anzeichen für solches Grundwasser nahe der Oberfläche sind u.a. Feuchtgebiete.
Im Marienstal sind heute noch an mehreren Stellen solche Bereiche rechts und links des Lützelbachs zu erkennen. Das Gleiche trifft auch auf das Tal des Sässelbachs zu. Vor der dortigen Bebauung war die Talmulde fast durchgehend eine Sumpfwiese. Das ist nicht verwunderlich, sammelt sich doch dort alles Grundwasser, das unterirdisch von der Nordwestflanke des Birkenkopfs abfließt. Ähnlich war auch der heutige Bereich „Unter den Pelzen“ vor seiner Bebauung teilweise eine Sumpfwiese.
Insbesondere beim Bau von Häusern war dieses Grundwasser sehr hinderlich: Beim Ausschachten von Baugruben stieß man im Ort immer wieder auf solche wasserführenden Schichten. Das Grundwasser floss zum Teil so kräftig, dass es beim Erstellen der Hausfundamente Probleme gab. Dies war u.a. der Fall auf Grundstücken in der Waldstraße, von Waldthausenstraße, Koblenzer Straße und Wolkener Weg.
Das Grundwasserproblem war eng mit der Bahnstrecke verknüpft. Es gab ein Staubecken, das als „Schlammfang“ diente, um große Regenmengen aufzufangen.
Die historische Entwicklung der Wasserversorgung in Bassenheim
Ursprünglich waren die Bassenheimer Einwohner weitgehend auf eine Selbstversorgung mit Wasser angewiesen. In erster Linie dürften hierfür der Lützelbach und der Sauerbrunnen gedient haben. Daneben wurde auch das vielfach in den Hanglagen vorhandene Grundwasser genutzt. Im alten Dorfkern gab es zahlreiche Häuser und Höfe, die eine „Pütz“, einen Ziehbrunnen, auf dem Grundstück hatten. Aus ihnen bezogen die Bewohner für sich und eventuell für Nachbarn das Wasser. Die Menge war aber so gering, dass sie nur zu einer beschränkten Trinkwasserversorgung beitragen konnte.
Das erste Wasserwerk
In den Jahren 1873 bis 1887 waren Abraham Freiherr von Oppenheim und seine Ehefrau Charlotte Besitzer von Rittergut und Schloss in Bassenheim. In der Zeit von 1873 bis 1874 ließen sie das erste Wasserwerk bauen. Ursprünglich war es nur für die Burgbewohner und deren Angestellte bestimmt.
Das Wasser kam aus einer Quelle im Schlosspark. Es wurde durch eine Tonrohrleitung in einen Tiefsammelbehälter unter einem ebenfalls neu erbauten Maschinenhaus geleitet. Im Tiefkeller des Gebäudes wurde das Quellwasser des Parks in mehreren Kammern gesammelt, wozu hunderte von Metern gusseiserne Rohre im Park verlegt wurden. Das Quellwasser wurde mittels einer riesigen, im Parterre aufgestellten Dampfmaschine zu einem Hochbehälter gegenüber dem Bassenheimer Friedhof gepumpt. Ein auf dem ursprünglichen Entwurfsplan gezeichneter und bis etwa 1907 existierender hoher Schornstein an der Südseite des Hauptgebäudes zeugt von der Existenz der Dampfmaschine.
Später ersetzte man die umständlich und nur aufwendig zu bedienende Dampfmaschine durch einen Elektromotor, der im Nebengebäude untergebracht wurde, und der große Maschinenraum diente nunmehr als Werkstatt. In den oberen Etagen war eine Wohnung untergebracht, in der Angestellte der jeweiligen Herrschaftsfamilien wohnten.
Das Maschinenhaus wurde 1968 zusammen mit dem alten Wasserwerk stillgelegt. 1972 war es unbewohnt und in schlechtem Zustand. Eine umfassende Renovierung verwandelte es in ein Wohnhaus. Die frühere Werkstatt wurde ebenfalls zum Wohnraum umgebaut. Heute ist es als „Haus am See“ bekannt und befindet sich im Bassenheimer Park.
Erweiterung des Wasserwerks
Aufgrund der anwachsenden Bevölkerung Bassenheims, wurde das Wasserwerk 1905 erheblich erweitert. Dazu mussten, zusätzlich zur Schlossquelle, neue Wasserressourcen erschlossen werden.
Mit diesem Ziel wurden im Bassenheimer Hochwald die oben erklärten vier Quellenhäuser errichtet. Grundwasser unter dem Wald wurde über ein Drainagesystem in Sickergalerien gesammelt. Über eine Rohrleitung durch den Karmelenbergerweg gelangte das Wasser in das Tiefsammelbecken im Maschinenhaus.
Weiterhin kam noch der Sässelbach hinzu. In ihm sammelte sich das Grundwasser aus dem damaligen Feuchtgebiet entlang „im Sässel“, „Wolkener Weg“ und „Waldthausenstraße“. Dieses Wasser wurde ebenfalls zum Tiefsammelbecken im Park geleitet. In einem Vermerk des Landratsamtes Koblenz von 1949 wird eine Menge von 45 m³ pro Tag genannt.
Das im Maschinenhaus gesammelte Wasser aller Quellen wurde in den Hochbehälter am Friedhof gepumpt. Von dort aus führten dann Leitungen zum Schloss und ins Dorf. Der Umfang des gesamten Netzes betrug rund 6 km. Der frühere Hochbehälter beim Friedhof wurde bis 1968 genutzt. Heute sind keine Spuren des Hochbehälters mehr zu erkennen.

Die Gutsbesitzer gestatteten den Bassenheimern, ihre Häuser an dieses Leitungsnetz anzuschließen und gegen „Wassergeld“ Wasser zu beziehen. In einer Niederschrift vom 18.08.1964 über die Prüfung der Wasserversorgungsanlage wurde ein Wasserpreis von 0,50 DM/m³ genannt. Einen Anschlusszwang gab es jedoch nicht. Allerdings kam es mit der Gemeinde gelegentlich zu Streitigkeiten über die entstandenen Straßenschäden und den Wasserpreis.
In jener Zeit war diese zentrale Wasserversorgung, neben dem Krankenhaus, die wichtigste soziale Investition der Gutsbesitzer, die allen Bassenheimer Einwohnern zugutekam.
Die neue Wasserversorgung war ein Segen für die Bassenheimer Bevölkerung.
Die Lieferkapazität der Quellen war aber trotz der Erweiterung begrenzt. So kam es immer wieder zu Engpässen in der Wasserversorgung.
Im Kriegsjahr 1944 schien der Wassermangel zeitweise besonders groß gewesen zu sein, sodass er sogar einen Eintrag in die Schulchronik erhielt. Der damalige Leiter der Bassenheimer Volksschule, Hauptlehrer Jakob Praeder, hielt dort fest:
Bis zum 31. Mai waren nur geringe Mengen Niederschläge gefallen. Der Mai selbst hatte nur 13,2 mm Regen gebracht. Die Wasserleitung lieferte nur an einigen Stunden am Tage Wasser.
Hofbrunnen
Neben der zentralen Wasserversorgung gibt es noch weitere Wasserressourcen in der Gemarkung Bassenheim. Im Außenbereich tragen gebohrte Brunnen zur Wasserversorgung landwirtschaftlicher Betriebe, wie dem Hengsthof, Katscheckerhof und Pfaffenbrucherhof bei. Diese Brunnen versorgten jeweils die zugehörigen Bauernhöfe.
Die Hofbrunnen gerieten aber in Kritik, da sie hohe Nitratwerte im Wasser aufwiesen. Nitrat steht unter Verdacht, Gesundheitsprobleme zu verursachen. Als Hauptursache könnte das Überdüngung landwirtschaftlicher Flächen verantwortlich sein. Viele Hofbrunnen wurden stillgelegt, während für bestehende Brunnen technische Maßnahmen zur Reduzierung der Nitratbelastung ergriffen wurden. Heute ist die Nitratbelastung im Trinkwasser deutlich gesunken.
Weiterentwicklung der Wasserversorgung in Bassenheim
Nachkriegszeit: Wassermangel und neue Anforderungen
Nach dem Zweiten Weltkrieg reichten die bestehenden Wasserquellen nicht mehr aus, um den steigenden Bedarf der wachsenden Bevölkerung und Industrie zu decken. Die Wasserversorgung in Bassenheim war unzureichend, und Untersuchungen zeigten, dass viele Quellen nicht mehr genutzt werden konnten. Der französische Gouverneur in der Burg Bassenheim forderte Verbesserungen, da das Wasser aus dem Schlosspark als ungenießbar galt. 1949 führte eine lange Trockenperiode zu drastischem Wassermangel, wodurch eine umfassende Neustrukturierung nötig wurde.
Nach langen Verhandlungen übernahm die Gemeinde Bassenheim 1960 das Wasserwerk von der Familie von Waldthausen. Ein Vertrag sicherte eine Übergangsregelung mit Wasserlieferungen und finanzieller Unterstützung für neue Rohrleitungen. Dies war der erste Schritt hin zu einer modernen, öffentlichen Wasserversorgung.
Planung und Bau des neuen Wassernetzes
Die Wasserversorgung blieb jedoch vorerst problematisch, sodass 1963 der „Wasserbeschaffungsverband Weißenthurm“ gegründet wurde, um eine regionale Vernetzung der Gemeinden zu ermöglichen. Der Bau des neuen Versorgungsnetzes zog sich über Jahre hin, bis 1968 endlich der Hochbehälter am Birkenkopf fertiggestellt wurde. Am 20. Mai 1969 wurde die neue Wasserversorgung offiziell eingeweiht. Die Rhein-Zeitung feierte das Ereignis mit der Schlagzeile: „Für Jahrzehnte genug Wasser – Ein großes Werk ist vollendet“. Damit endete eine jahrzehntelange Phase der Unsicherheit.
Seit 1998 wird die Wasserversorgung als „Verbandsgemeindewerke Weißenthurm“ geführt und sichert die Trinkwasserversorgung für Bassenheim und andere Gemeinden. Das Wasser stammt heute aus dem Rhein und wird über Bodenfilter aufbereitet.
- Helge Bergmann, Hans Timmler, Theo Neideck: „Der Sauerbrunnen und die Wasserversorgung in Bassenheim“, S. 35–72.