Die Chronik der Bassenheimer Schule
Die Anfänge der Schule in Bassenheim
Der erste Hinweis auf eine Schule findet sich bei Reitz, der für 1624 als Schulmeister und Schreiber den Namen Paul Himmersraht erwähnt. Es muss aber bezweifelt werden, ob Himmersraht als Schulmeister für die Kinder des Dorfes tätig war, weil nach den Visitationsprotokollen von 1657 und 1680 eine Schule in Bassenheim nicht vorhanden war. Auf die Frage des Visitators nach einer Schule, sei 1657 lakonisch geantwortet worden, sie wäre in Erwägung gezogen. Auch 1680 war weder ein Schulhaus vorhanden, noch fand Schulunterricht statt. So erklärte sich der damalige Pastor zur Übernahme des Schulunterrichts bereit, unter der Bedingung, das ein Haus für diesen Zweck erstellt werde.
Als erster Lehrer wird im Jahr 1736 Philipp Müller erwähnt, dem Phil. Jak. Baumhauer (*1774 – † 1782) folgte. Im Jahr 1783 wurde Lehrer Adam Vetter (aus Neuwied) nach Bassenheim berufen. Die Schule und die Wohnung des Lehrers befanden sich zu Beginn im Gemeindehaus, neben dem Pfarrhaus. In der Schulchronik von Bassenheim ist Lehrer Vetter als erster Bassenheimer Lehrer verzeichnet und wurde bis 1798 als Gerichtsschreiber eingesetzt und war darüber hinaus Küster und Organist. Als Kirchendiener erhielt er ein Gehalt von 32 tierischen Talern. Von jedem Schulkind konnte er außerdem monatlich 6 Albus Schulgeld erheben.
Im Jahr 1785 fand eine offizielle Schulvisitation statt. Es waren ca. 25 Schulkinder.
Die damalige Besoldung der Lehrer wurde aus dem sogenannten Schulfond bezogen. Dieser Schulfond war im Jahr 1706 durch die Gebr. Karl Kaspar und Damian Kasimir v. Cloth mit 600 Talern fundiert. Er stand unter der Verwaltung des Pfarrers und entsprach 1908 einem Wert von 3280 Mark, nachdem es 1847 bereits 1088 Taler gewesen waren. Aus diesem Fond erhielt der Lehrer bis zum Jahr 1806 jährlich 33 Taler und 20 Brote.
1813 mietete die Gemeinde aus Platzgründen im sogenannten Frühmessnerhaus zwei Räume, in die dann die Schule verlegt wurde.
Nachfolger des 1830 verstorbenen Lehrers Vetter war der Lehrer Anton Schmitt aus Koblenz. Seine Vergütung betrug in den ersten Jahren 80 Taler, dazu kamen noch 3 Klafter Holz und 200 Wellen Holz (Reisig). 1862 erhielt er ein Gehalt von 250 Talern im Jahr.
Die „neue“ Bassenheimer Schule
In der Zeit von 1809 bis 1840 gehörte Wolken zum damaligen Schulbezirk. Ab 1840 konnte der erste Unterricht in Wolken erteilt werden und der lange, unwegsame Schulweg, insbesondere für die jüngeren Jahrgänge, entfiel. Zu dieser Zeit zählte man bereits ca. 130 Schulkinder, weshalb 1840 auf dem heutigen Schulgelände eine neue Schule gebaut wurde.
Auf eine Petition (Bittschrift) hin, schenkte Graf Hugo von Bassenheim der Gemeinde den Bauplatz in Größe von 53 rheinischen Ruten (etwa 742 m2), sowie einen Baukostenzuschuss von 500 Talern. Die Kirche beteiligte sich mit weiteren 500 Talern.
Im Jahre 1842 konnte der Unterricht nach der Einsegnung der neuen Schule aufgenommen werden. Das einzige Klassenzimmer hatte eine Größe von 49 m2. Die Schülerzahl stieg bis 1870 auf 140 und man beschloss eine Mädchenschule (damaliger rechter Trakt) anzubauen. Die Reinigung der Schulräume geschah zunächst durch die Schulkinder. Ab 1876 wurden Erwachsene auf Kosten der Gemeinde dafür herangezogen. Im Winter brauchte außerdem jedes Kind jeden Tag ein Stück Holz zum Heizen mit.
Durch den Erlass der königlichen Regierung wurde 1883 in Bassenheim das Drei-Klassen-System eingerichtet, aber nur mit zwei Lehrern. Am 15.10.1885 wurde eine dritte Lehrkraft eingestellt. Ab dem 14.10.1880 wurde von Hauptlehrer Wisskirchen die Schulchronik eingeführt.
1886 wurde die Schule noch einmal um einen Anbau erweitert. Es gab nun drei Klassen und zwei Lehrerwohnungen.
Im Jahre 1894 besuchten 76 Kinder die Knabenklasse, 85 die Mädchenklasse und 83 Kinder wurden in der Unterklasse unterrichtet.
Unterricht im Krieg und in der Nachkriegszeit
Ab der amerikanischen Belagerung vom 08.03.1945 durfte kein Schulunterricht erfolgen. Da jedoch religiöse Unterweisung erlaubt war, erhielten die Kinder durch die geistigen Lehrpersonen ab Juli 1945 täglich Religionsunterricht im Pfarrheim. Ab dem 01.10.1945 begann wieder der gewohnte Unterricht in Klassen.
Der Unterricht gestaltete sich anfangs sehr schwierig, da die Kinder auf Grund des Krieges zu lange der Schule entfremdet waren. Eifer und Leistungswille ließen bei den meisten sehr zu wünschen übrig. Für die Heizung der Schulsäle mussten die Kinder oft Holz mitbringen. Bei den Bauernkindern war der Gesundheitszustand zwar gut, aber die restlichen Kinder waren mehr oder weniger unterernährt. Laut Verfügung der Regierung wurden die Kinder, die an Ostern die Schule verlassen sollten, erst zum 30.08.1946 entlassen. Zeugnisse konnten bis dahin nicht an die Kinder ausgegeben werden, da keine Zeugnishefte zu kaufen waren.
Die materielle Not bei der nicht-bäuerlichen Bevölkerung bewirkte eine große Gleichgültigkeit für die geistige Leistung. Der Schulbesuch war bei manchen Kindern sehr unregelmäßig. Viele Schüler hatten wenig Kleidung. Vor allem mangelte es an Schuhen, weshalb bei Regenwetter 20 % – 25 % der Kinder im Unterricht fehlten.
Wegen der damals großen Kälte (-16 °C bis -18 °C), und wegen Mangels an Brennstoff, mussten die Weihnachtsferien bis zum 22.01.1947 verlängert werden. Um Brennmaterial zu sparen wurde nur noch ein Saal geheizt. Erst Ende März 1947 konnte der volle Unterricht aufgenommen werden. Die Schulsäle waren immer noch in einem furchtbaren Zustand, denn in vielen Fenstern fehlten die Scheiben. Der neue Ortsbürgermeister Johann Simon bemühte sich Anfang 1949, die vielen Mängel an dem Schulgebäude zu beheben.
Von der Freiherr von Waldthausen'schen Gutsverwaltung wurde im Mai 1958 der Schule ein Gelände als Schulwald zur Verfügung gestellt. Es war die sogenannte Franzosenkaul. Dort wurden von den Schulkindern etwa 20.000 Jungpflanzen gesetzt. Von der Gutsverwaltung wurde im April 1958 das Gelände für den Bau der Toilettenanlage erworben. Der m²-Preis betrug damals 4,00 DM.
Die neue Schule
Die Arbeiten an dem Bau zur neuen Schule begannen Anfang Januar 1961 und wurden von der Firma Richard Moos aus Bassenheim ausgeführt. In einer Feierstunde wurde am 25.05.1961 der Grundstein gelegt. Die Einweihung des Schulneubaus fand am Mittwoch den 28.03.1962 statt.
Der neue Sportplatz wurde am 11.07.1970 fertiggestellt. Für die Schule ergab sich nun die Möglichkeit, einen vielseitigen Leichtathletikunterricht zu betreiben.
Im Zuge des Ausbaus der L 124 wurde am 29.08.1977 die 137 Jahre alte, aus Krotzensteinen (Lavasteinen) gebaute Schule abgerissen. Die Denkmalschützer, die das Schulhaus als Zeugnis der Baukunst des in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Rheinland wirkenden Architekten Lassaulx erhalten wollten, kamen mit ihrer Forderung, das alte Gebäude zu erhalten, zu spät. Das durch den Abriss des alten Schulgebäudes freigewordene Gelände wurde im Sommer 1984 der Schule als Schulgarten zur Verfügung gestellt. Die Eltern und der Elternbeirat unterstützten diese Maßnahme durch Mithilfe bei den nötigen Arbeiten.
Auf Grund der kontinuierlich steigenden Zahl von Schulkindern plante die Gemeinde eine Gebäudeerweiterung. Nach einjähriger Bauzeit konnte am 26.08.1995 der Erweiterungsbau abgeschlossen werden. Der Anbau beinhaltet zwei Klassenzimmer, einen Mehrzweckrau, ein Lehrerzimmer, Toiletten und das Büro des Schulleiters.
Zahlen und Fakten
Liste der (Haupt-)Lehrer von 1736 – 1972
- 1736 – 1767: Lehrer Philipp Müller
- 1767 – 1782: Lehrer Jakob Baumhauer
- 1783: Lehrer Adam Vetter (aus Neuwied, † 1830)
- 1834: Anton Schmitt, bereits 14.07.1830 provisorische Anstellung
- 1886: Hauptlehrer Wisskirchen († 13.02.1915)
- 1915: Hauptlehrer Lehrer Thum
- 01.05.1919 – 01.04.1925: Hauptlehrer Richard Peter Weiler (geb. in Ochtendung, 01.04.1925 Versetzung nach Plaidt)
- 01.07.1925 – 1934: Hauptlehrer Philipp Hammes (seit 16.10.1919 tätig)
- 01.04.1934 – 30.07.1960: Hauptlehrer Jakob Praeder († 03.07.1987). Ab 11.03.1945 von den Amerikanern kommissarisch als Bürgermeister bestimmt. Lehrer Praeder blieb nach seinem Rücktritt noch solange im Amt, bis die Gemeindeverwaltung seinem Nachfolger eine Wohnung zur Verfügung stellen konnte.
- 01.01.1961: Hauptlehrer Alfred Lehnen (ehemals Schulleiter an der Volksschule in Binningen/Kreis Cochem)
- 1962: Hauptlehrer Lehnen besetzt eine Rektorstelle. Am 20.09.1965 wird Rektor Lehnen zum Schulrat Mayen I berufen.
- 01.11.1965 – 21.01.1972: Schulleiter Paul Knapp
- 1972: Schulleiter Konrektor Dietmar Junglas (ehemals Schule Winningen, seit 01.12.1968 Konrektor)
Entwicklung der Anzahl von Schulkinder bis 1987
- 1785: 25 Schulkinder
- 1840: 130 Schulkinder
- 1870: 140 Schulkinder
- 1894: 244 Schulkinder
- 28.03.1947: 253 Schulkinder
- 01.08.1951: 191 Schulkinder
- 1960/61: 249 Schulkinder
- 1964/65: 293 Schulkinder
- 1987: 120 Schulkinder
Schon gewusst?
- 1624: Erst urkundliche Erwähnung einer Schule in Bassenheim.
- 1813: Verlegung der Schule ins Frühmessnerhaus.
- 1842: Einsegnung der neuen Schule.
- 14.10.1880: Einführung der Schulchronik.
- 08.03.1945: Ab der amerikanischen Belagerung durfte kein Schulunterricht erfolgen.
- 12.08.1949: Die Trennung der Geschlechter wurde ab dem 3. Schuljahr vorgenommen.
- 1949: Einführung der praktizierte Kinderspeisung.
- 1954: Ein Freudentag für die Schüler war die Erringung der Fußballweltmeisterschaft im Sommer 1954. Nach der Nationalhymne, die zusammen auf dem Schulhof gesungen wurde, gab es unterrichtsfrei.
- Dezember 1957: Alle Säle der Volksschule Bassenheim erhalten Neonbeleuchtung.
- 12.12.1966: Umschulung von Wolkener Schulkindern nach Bassenheim.
- 1972: Auflösung der Volksschule Bassenheim. Seit dem gibt es eine Grundschule.
- 29.08.1977: Abriss des alten Schulgebäudes.
- 29.04.1981: Errichtung der Fußgängerunterführung.
- 11.07.1987: Übergabe der restaurierten Kirchturmuhr an die Schule.
- Bartz, Josef: Bassenheim. Geschichten einer Gemeinde, 2001, Seite 14, Mit Genehmigung von Josef Bartz
- Peter Schug: Geschichte der Dekanate Bassenheim, Kaisersesch, Kobern und Münstermaifeld
- Schulchronik Bassenheim