Graf Hugo Philipp Waldbott von Bassenheim
Hugo Philipp Waldbott von Bassenheim (* 30.06.1820 in Memmingen, Allgäu; † 17.05.1895 vermutlich in Buxheim), als Sohn von Friedrich Karl Franz Rudolf Graf Waldbott von Bassenheim und Freiin Charlotte Wamboldt von Umstadt geboren. Er hatte eine Schwester, Isabella (Elisabeth) Felicitas Philippine. Sein Vater, ein bedeutender Adliger, verstarb früh, sodass Hugo Philipp im Alter von nur zehn Jahren die Verantwortung für das umfangreiche Familienerbe übernehmen musste.
Neben den Ländereien und Besitztümern (in Bassenheim, Heggbach, Buxheim, Reiffenberg und Kransberg) übernahm er auch die Titel „Standesherr in Bayern und Württemberg“ und „Reichsrat der bayerischen Krone“.
(Standesherr: Ein Standesherr war ein Adliger, der bestimmte Privilegien und Rechte innerhalb des Heiligen Römischen Reiches hatte. Reichsrat: Ein Reichsrat war Mitglied eines Beratungsgremiums, das dem Monarchen zur Seite stand.)
Heirat und gesellschaftlicher Aufstieg
Am 27.02.1843 heiratete Hugo Philipp die Prinzessin Caroline zu Oettingen-Oettingen und Oettingen-Wallerstein, die Tochter des bayerischen Ministers Fürst Ludwig zu Oettingen-Wallerstein. Das Paar galt als das schönste in München, und König Ludwig I. ließ von ihnen ein Porträt für seine berühmte Schönheitsgalerie im Schloss Nymphenburg anfertigen. In der Folge führte Hugo Philipp ein äußerst luxuriöses und kostspieliges Leben in München.
Der finanzielle Niedergang
Trotz seines gesellschaftlichen Ansehens und seiner adeligen Herkunft geriet Hugo Philipp Waldbott von Bassenheim durch seinen verschwenderischen Lebensstil und eine zunehmend nachlässige Verwaltung der Besitztümer zunehmend in erhebliche finanzielle Schwierigkeiten. Diese führten nicht nur zu einem Verlust an Vermögen, sondern auch zu einer Reihe von Maßnahmen, die sein Ansehen weiter untergruben. Die folgenden Ereignisse verdeutlichen den schleichenden Niedergang:
- 1860 wurde das Gut Bassenheim durch eine Verfügung des Landgerichts Koblenz unter richterliche Aufsicht gestellt. Am 19.03.1861 erfolgte die öffentliche Versteigerung, bei der das Gut vom Fürsten Karl Anton von Hohenzollern-Sigmaringen für 465.000 Reichsthaler erworben wurde. Es umfasste laut dem Subhastations-Patent (ein gesetzlicher Erlass zur Regelung von Zwangsversteigerungen) das Schloss Bassenheim, vier Höfe, die Mühle im Dorf, die Höfe Pfaffenbruch, Hengsthof und Katschek, den Karmelenberg, etwa 2900 Morgen Ackerland, Wiesen und Weiher sowie rund 950 Morgen Wald.
- 1872 wurde die Einberufung in die Erste Kammer der Württembergischen Ständeversammlung verweigert, obwohl er seit 1830 Mitglied war.
- 1875 verkaufte er die Abtei Heggbach, die seiner Familie seit 1803 als Entschädigung für verlorene Ländereien gehörte.
- Die Ländereien des Klosters Buxheim wurden nach und nach verkauft, um seine Schulden zu begleichen.
- 1880 drohte ihm der vollständige finanzielle Ruin.
- 1883 ließ er das wertvolle Buxheimer Chorgestühl in England versteigern.
- 1887 verkaufte er schließlich die Bibliothek des Klosters Buxheim samt Mobiliar.
Eine andere Quelle gibt an, dass der Bankrott der Adelsfamilie nicht durch seinen verschwenderischen Lebensstil, sondern aufgrund harter Schicksalsschläge zurückzuführen sei. So soll er unter anderem von seinen Beamten schwer betrogen worden sein, weshalb er nach und nach seine Güter verkaufen musste. Es ist aber hier anzumerken, dass dies eher unwahrscheinlich erscheint.
Das Ende einer Ära
Mit der Versteigerung der Bassenheimer Güter endete die jahrhundertealte Herrschaft der Familie Waldbott in Bassenheim, die bis zu diesem Zeitpunkt eine der größten Grundbesitzerfamilien im Rheinland gewesen war. Nach dem Verlust dieser Besitztümer zog sich das Paar auf die Besitzungen in Buxheim/Allgäu zurück.
Graf Hugo Philipp Waldbott von Bassenheim starb am 17.05.1895. Sein Leben und sein tragisches Ende sind ein eindrückliches Beispiel für den Aufstieg und Fall eines bedeutenden Adelsgeschlechts im 19. Jahrhundert.
Es gibt keine eindeutigen Belege, dass Hugo Philipp und Caroline persönlich in Bassenheim waren. Dennoch ist es wahrscheinlich, dass sie den Ort, als wichtigen Teil ihres Besitzes, zumindest aufgesucht haben. Als Standesherr war Hugo Philipp für die Verwaltung seiner Ländereien verantwortlich, und eine Inspektion vor Ort wäre üblich gewesen. Konkrete Aufzeichnungen darüber fehlen jedoch.
Literatur
- Gondorf, Bernhard. Burg Pyrmont in der Eifel. Köln: J. B. Bachem, 1983. ISBN 3761607016
- Wikipedia, „Hugo Waldbott von Bassenheim," https://de.wikipedia.org/wiki/Hugo_Waldbott_von_Bassenheim
- Heimat-Blatt und Geschichtschronik für die ehemals Wied'schen und Nassauischen Lande, für Westerwald, Eifel und Mittelrhein, 6. Jahrgang 1927, Nr. 18, Neuwied: Strüder, 1922 - 1936, https://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/292368
Bildverweise
- Titelbild: Hugo Philipp Graf Waldbott von Bassenheim zu Pferd“ von Albrecht Adam, 1843. Bayerische Staatsgemäldesammlungen – Neue Pinakothek, München. Lizenz: CC BY-SA 4.0.
URL: https://www.sammlung.pinakothek.de/de/artwork/Pdxz0oAGw5 - Stramberg, Christian von: Denkwürdiger und nützlicher Rheinischer Antiquarius, welcher die wichtigsten und angenehmsten geographischen, historischen und politischen Merkwürdigkeiten des ganzen Rheinstroms, von seinem Ausflusse in das Meer bis zu seinem Ursprunge darstellt.. 3,1, Mittelrhein. Der III. Abtheilung 1. Band : Das Rheinufer von Coblenz bis Bonn. Historisch und topographisch dargestellt, 39 Bände