Julius Wilhelm Freiherr von Waldthausen

Frühe Jahre und Diplomatische Laufbahn

Julius Waldthausen, ab 1886 von Waldthausen und ab 1918 Freiherr von Waldthausen (* 30.06.1858 in Essen; † 24.08.1935 in Egedesminde, Grönland), entstammte einer angesehenen Patrizierfamilie und wuchs nach dem frühen Tod seiner Eltern bei seinem Onkel und seiner Tante, in Essen auf. Nach seinem Abitur studierte er Rechtswissenschaften an den Universitäten Leipzig, Straßburg, Heidelberg und Göttingen, wo er seine Promotion mit einer preisgekrönten Dissertation abschloss. 1885 trat er in den diplomatischen Dienst des Deutschen Kaiserreichs ein und begann seine Karriere als Privatsekretär von Herbert von Bismarck.

In den folgenden Jahren war Julius von Waldthausen in verschiedenen diplomatischen Positionen tätig, unter anderem in Madrid, Marokko, Rom, Sankt Petersburg, Tokio und Kalkutta. 1904 wurde er als kaiserlicher Gesandter nach Buenos Aires entsandt, wo er die Interessen des Deutschen Reiches in Argentinien sowie in den La-Plata-Staaten Uruguay und Paraguay vertrat. 1910 folgte seine Ernennung zum Gesandten in Kopenhagen, bevor er 1912 nach Bukarest wechselte.

Rückzug nach Bassenheim und Engagement in der Gemeinde

Nach Meinungsverschiedenheiten über die politische Lage in Rumänien beendete er 1914 seine diplomatische Karriere und zog sich auf das Rittergut Bassenheim zurück, das er am 11.11.1910 von Charlotte Gräfin von Dürckheim-Montmartin erworben hatte. Dort widmete er sich der umfassenden Renovierung der Burg, die zwischen 1914 und 1917 vom Architekten Ernst Brandt durchgeführt wurde. Brandt stand dabei in engem Kontakt mit Paul Clemen, dem ersten Provinzialkonservator der Rheinprovinz, und war auch Mitglied in der Deutschen Burgenvereinigung.
Neben seinem Hauptwohnsitz in Bassenheim unterhielt Julius von Waldthausen auch Wohnungen in Essen und in Berlin. Diese ermöglichten ihm, trotz seines Rückzugs aus dem diplomatischen Dienst, weiterhin am gesellschaftlichen und politischen Leben teilzunehmen.

Während des Ersten Weltkrieges diente das Schloss 1914/15 als Lazarett, das vom Arzt des Bassenheimer Krankenhauses betreut wurde. Waldthausen ermöglichte zudem durch eine Stiftung den Erwerb eines Lazarettzuges, der vom Roten Kreuz betrieben wurde.

Bassenheimer Schloss als Lazarett 1914/15, betreut vom örtlichen Arzt des Krankenhauses. In der Mitte: Julius Freiherr von Waldthausen.

Im Jahr 1918 wurde Julius von Waldthausen für seine Verdienste in den Freiherrnstand erhoben, wodurch seine gesellschaftliche Stellung offiziell anerkannt und weiter gestärkt wurde.

1928, anlässlich seines 70. Geburtstages, gründete er die „Freiherr von Waldthausen Stiftung“, die mit einem Startkapital von 20.000 Reichsmark bedürftige, kranke und kinderreiche Bewohner von Bassenheim unterstützte. Sein soziales Engagement erstreckte sich auch auf Essen, wo die Julius-von-Waldthausen-Stiftung zur Förderung medizinischer Berufe bis heute besteht.

Familienleben und Nachkommen

1907 heiratete Julius von Waldthausen Eleonore Böcking. Das Paar hatte drei Kinder: Adelheid, Helga und Helmuth. Helmuth, geboren 1912 in Kopenhagen, übernahm nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1935 das Gut in Bassenheim. Er fiel jedoch am 14.10.1943 bei Owrutsch im Zweiten Weltkrieg. Nach dem Krieg wurde die Burg von den Alliierten genutzt, bevor sie wieder in den Besitz der Familie überging.

Julius Wilhelm Freiherr von Waldthausen mit seiner Frau Eleonore und den Kindern Adelheid, Helmuth und Helga vor dem von ihm gestifteten Lazarettzug des Roten Kreuzes.

Diplomatische Missionen und Reisen

Auch nach seinem offiziellen Rückzug blieb Julius von Waldthausen durch verschiedene Missionen und Reisen international aktiv. So vertrat er 1930 das Deutsche Reich als außerordentlicher Botschafter bei der Krönung von Haile Selassie in Abessinien. 1933 überbrachte er im Auftrag des Reichspräsidenten Glückwünsche an die Deutsch-Ostasiatische Gesellschaft in Tokio. Seine Reisen führten ihn durch alle fünf Kontinente, wo er sich weiterhin für die Förderung der deutschen Kultur und internationale Beziehungen einsetzte.

Im August 1935 reiste Julius von Waldthausen nach Grönland und verstarb dort unerwartet am 24.08.1935 an einer Lungenentzündung. Sein Leichnam wurde nach Bassenheim überführt und im Familienfriedhof im Schlosspark beigesetzt.

  • Julius Freiherr von Waldthausen 1907, 1907. Historische Bilddokumente aus Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  • Helmuth von Waldthausen: Die heutige Stellung des Präsidenten der Vereinigten Staaten, 1937, S. 110.
  • Heimatkalender Bassenheim, Heimatverein Bassenheim
  • Johannes Hürter (Red.): Biographisches Handbuch des deutschen Auswärtigen Dienstes 1871–1945, Band 5 (T-Z, Nachträge). (herausgegeben vom Auswärtigen Amt, Historischer Dienst; Band 5 durch Bernd Isphording, Gerhard Keiper, Martin Kröger) Schöningh, Paderborn u. a. 2014, ISBN 978-3-506-71844-0, S. 164 f.
  • https://www.rittergut-bassenheim.de/Geschichte/Freiherrn-von-Waldthausen/