Gebäude, Kirche und Pfarrei

Die Pfarrkirche St. Martin

Vorgeschichte

Die Schutzherrschaft (Patrozinium) des heiligen Martin weist auf eine frühe Entstehung der Pfarrei Bassenheim hin. Vermutlich ist die heutige Pfarrkirche die bereits vierte Kirche, die an dieser Stelle errichtet wurde. Die erste, ein einfacher Holzbau, vermutet man bereits in der fränkischen Zeit.
Aus dem 12. Jahrhundert datiert der erste Steinbau. Bei der 1265 urkundlich erwähnten Kirche, handelte es sich wahrscheinlich um eine sogenannte Eigenkirche, die im Besitz vom damaligen Grundherrn war. Demnach standen ihm auch alle Einkünfte zu. Außerdem hatte der Grundherr das Patronatsrecht, also das Recht, den Pfarrer zu ernennen.
Im Jahre 1433 besaß die damalige Kirche drei Altäre, 11 Jahre später sechs. 1690 hatte sie außer dem Hochaltar einen Kreuz- und einen Nikolaus-Altar.

Die barocke Vorgängerkirche (1718 – 1898)

1718 beschloss Casimir Ferdinand Adolf Waldbott von Bassenheim (* 29.07.1642; † 06.01.1729) den Neubau einer Kirche und beauftragte damit den Mainzer Baumeister A. Windhäuser. Das Testament des Freiherrn Casimir Ferdinand Adolf Graf Waldbott von Bassenheim enthielt die Verfügung, dass nach seinem Ableben sein Herz in Bassenheim nach den „gewöhnlichen Zeremonien eines Stammesbegräbnisses“ bestattet werden soll. Dies geschah, als er im Alter von 88 Jahren in Mainz verstarb. Das Herz wurde am 10.11.1730 in einem Metallbehälter in der damaligen Barockkirche bestattet.

Zwei Darstellungen der alten Barockkirche (1718 – 1898). Rechts ist das damalige Pfarrhaus zu erkennen.

Die Kirche, deren Schiff erst 1722 vollendet wurde, war ein einfacher Saalbau, ca. 17,5 m lang und ca. 7,3 m breit, mit 3 Fensterachsen, einem vieleckigen Chor und seitlich vorspringenden zweistöckigen Anbauten, die als Sakristei und als Herrschaftslogen dienten. An der Decke war ein großes Gemälde der Himmelfahrt Mariens angebracht. Über dem Westgiebel erhob sich der Dachreiter. Über dem Kirchturm befand sich ein drehbarer Schwan (Wappentier der Waldbott von Bassenheim).

Die Barockkirche mit Vorplatz (heute Walpotplatz) im 18. und 19. Jahrhundert. Links neben der Kirche war früher ein Wirtshaus. Heute ist dieses Gebäude das Rathaus.

Das Portal der Barockkirche war aus rötlichem Sandstein, mit einem bekrönenden Relief des heiligen Martin. Dieses wurde beim Abbruch der Kirche geborgen und dient heute noch als Torschmuck im Pfarrgarten. Die barocke Kirche hatte außerdem neben dem Hochaltar zu Ehren des Patrons einen Marien- und einen Nikolaus-Altar.

Als um 1830 der Kirchhof, der damaligen, um die alte Barockkirche gelegenen Friedhof, zu klein wurde, errichtete man den ersten Teil des heutigen Friedhofes am Safftiger Weg. Schon recht früh, im Jahre 1862, wurde die Enge des Gotteshauses erstmals beanstandet. Zumal die 1718 im Barockstil erbaute Kirche mehr ein Umbau als ein Neubau gewesen war.

Planungen für eine neue Kirche

Mit der Planung wurde am 22.12.1896 begonnen, als der Pfarrer Schmitt (*1837 – † 1909) dem Generalvikariat in Trier erste Pläne und Begründungen für eine Erweiterung der alten Kirche vorlag. Zunächst verfolgte man den Plan, die vorhandene Kirche in Richtung Pfarrhaus durch Anbauten zu vergrößern, doch sah man wieder davon ab, da hierdurch ein Teil des Pfarrhauses abgerissen hätte werden müssen. Ebenso spielten die knappen finanziellen Mittel der Pfarrei eine entscheidende Rolle.

Erst durch eine großzügige Schenkungen (1898) durch Blanche Fauquet, wurde schließlich die Möglichkeit geschaffen, einen kompletten Neubau der Kirche zu realisieren, bei dem das Pfarrhaus erhalten werden konnte. Fräulein Blanche Fauquet (* 08.11.1834 in Paris; † 02.04.1911 in Bassenheim) war die Gesellschaftsdame der Freifrau Abraham von Oppenheim.
Für die Umsetzung des Neubaus wandte sich der damalige Pfarrer Schmitt auf Empfehlung an den Architekten Freiherrn von Fisenne, der bereits erste Überlegungen zum Kirchenneubau angestellt hatte. Die neue Kirche sollte nach Süden in den Pfarrgarten und teilweise über den Hof gebaut werden.

Der Bau kann beginnen

1898 begann man mit dem Abriss der alten Kirche. Mit viel Umsicht fanden die Arbeiten statt. Alles, was wertvoll erschien, sollte erhalten werden. So konnten einige Ausstattungsstücke der alten Barockkirche bis heute erhalten werden:

  • Das bekannte Martinus-Relief.
  • Der drehbare Schwan, der früher auf dem Turm saß (siehe Bilder oben), jetzt aber das Dach über dem Chorraum der heutigen Kirche verschönert.
  • Ein Ölgemälde „Maria mit dem Kinde“, das jetzt im Pfarrhaus aufbewahrt wird.
  • Der Taufstein aus dem schwarzen Marmor in der jetzigen Kirche (angefertigt von Anton Jung) aus dem Jahre 1727.
  • Zwei Beichtstühle, die 1727 vom Koblenzer Meister Foelix gearbeitet wurden.
  • Das Kruzifix an der früheren Außenmauer der Barockkirche befindet sich heute im Eingang der Kirche.
  • Das barocke, aus rotem Sandstein gefertigte Portal, welches auf dem Bild der alten Kirche gut erkennbar ist. Es wurde vom Mainzer Bildhauer Kaspar Herwartell 1722 angefertigt. Das Portal ziert bis heute im Pfarrgarten den Zugang zum Pfadfinderhaus.
  • Ein Splitter vom heiligen Kreuz, der im 16. Jahrhundert nach Bassenheim kam.
  • Der Herzbehälter des Erbauers der barocken Vorgängerkirche, Freiherr Casimir Waldbott von Bassenheim befindet sich heute im linken Seitenschiff hinter einer Marmorplatte.
  • Ebenso sind die wertvollen Decken- und Wandlampen bis heute vorhanden. Diese wurden liebevoll vom Heimatverein restauriert.
Das Portal der früheren Barockkirche. Es zeigt eine als Relief ausgearbeitete Martinus-Darstellung

Am 26.04.1899 wurde der Grundstein für den Kirchenneubau gelegt. Die Einsegnung bei der Grundsteinlegung nahm Dechant Meurin aus Koblenz vor. Gleichzeitig wurde an diesem Tage auch die neuerbaute Hospitalkapelle eingesegnet, worin bis zur Vollendung der Kirche der Pfarrgottesdienst gehalten werden sollte.

Der Architekt Lambert von Fisenne wurde mit der Planung der neuen Kirche beauftragt und überwachte die Baumaßnahmen. Bereits 1900 war der Rohbau der gesamten Kirche beendet.

Die jetzige Kirche wurde wie alle Vorgängerbauten auf den alten Fundamenten errichtet und umfasste den gesamten früher bebauten Bereich. Die alte Barockkirche hatte aber keinen Turm, nur einen aufwändig gearbeiteten Dachreiter. Der neue Turm musste deshalb dem dreischiffigen Bau vorangestellt werden. Diese Tatsache war unter anderem die Ursache dafür, dass sich der Kirchturm in den 70er-Jahren vom Schiff ablöste und nach Norden abzukippen drohte. Aufwändige Sanierungsmaßnahmen waren damals erforderlich.

Das Foto zeigt Handwerker und einige Ortsbewohner. Der Mann, der stolz sein Fahrrad präsentiert, soll Dr. Katzemich sein. Es fehlen noch sämtliche Fenster und Türen des Turmes und der Seitenschiffe.

Eine gewaltige Leistung war vollbracht

Allein 1.450 m³ Erde mussten bewegt werden, der Sandverbrauch betrug 1.434 m³, der Kalkverbrauch 592 m³, vermauert wurden 3.334 m³ Ziegelsteine und 2.445 m³ Bruchsteine sowie 44.357 Stück Schwemmsteine im Kreuzgewölbe. Die Fläche des ausgemalten Innenraumes betrug 3.379 m². Für eine Maurerstunde bezahlte man 0,45 RM und eine Polierstunde kostete 0,50 RM, ein Sack Zement dagegen wurde mit 3,33 RM in Rechnung gestellt.

Die neue Kirche verherrlichte den Glauben. Die Menschen, die sie bauten, wollten mit ihrem Werk den Glauben bezeugen. Arbeit und Mühen zählten nun nicht mehr. Nur eines war wichtig: Die Kirche sollte ein Juwel sein unter den vielen in dieser Zeit erbauten Kirchen. Kurz war die Bauzeit, schön, wertvoll und ansprechend die Ausführung. Ein kreuzförmiger Innenraum hatte den Platz geschaffen für die stetig wachsende Zahl der Gläubigen.

Die heutigen Kirchenfenster stammen noch aus der Zeit des Neubaus und prägen besonders den Altarraum. In kräftigen Farben zeigen sie Heilige, biblische Motive und symbolische Darstellungen. Wesentlich ist ihre Stiftung: Am unteren Rand finden sich Inschriften wie „Gestiftet von Lehrerin Kreidt“, „Gestiftet von E. Beckmann“ und „Gestiftet von Familie Adams“. Solche Widmungen waren bei Neubauten üblich und dokumentieren die Verbundenheit zur Kirche. Die Fenster und vor allem die zwei große Fensterrosen durchfluten das Kirchenschiff mit ungebrochenem, intensiven Farben und tauchen den Raum in stimmungsvolles Licht.

„Er wird wiederkommen in Herrlichkeit, zu richten die Lebenden und die Toten.“ so lautete die Inschrift auf der Altarkuppel. Die vier Evangelisten in der Apsis krönen die Ausmalung des Innenraums. Die damals angeschafften Kirchenbänke aus unverwüstlichem, kunstvoll verarbeitetem Eichenholz zieren bis heute unsere Kirche.

Als neuromanische Kirche stellt sich das als kreuzförmiger Bau mit Halbrundapsis im Süden ausgerichtete Kirchgebäude dar. Die Pfarrkirche gehört zum Bautypus der dreischiffigen Basilika mit Querhaus.

Die Einweihung der neuen Kirche

Aufzeichnungen bezeugen die Freude über die Fertigstellung und nun offiziell bekundete Benutzung des Kirchenneubaues:

Am 15.11.1900 fand die Einweihung der hiesigen neuen Kirche statt. Gegen 10:00 Uhr zog die Gemeinde von der Hospitalkapelle aus, wo während des Baues die Gottesdienste abgehalten wurden, in Prozession zu dem herrlichen, im romanischen Stile erbauten Gotteshause, wo Herr Dechant Meurin aus Koblenz die Einsegnung vornahm. Sodann bestieg derselbe die Kanzel und hielt eine erbauliche Ansprache, worin er der Pfarrei zu dem herrlichen Bau beglückwünschte und an deren Schluss er die Gemeinde ermahnte, zum Danke Gottes dem Herrn treu zu dienen und fest zu seiner heiligen Kirche zu stehen ...

Die Konsekration der neuen Kirche war am 16.05.1903 ein großer feierlicher Moment. Eine Konsekration bezeichnet eine Weihe durch einen Bischof. Fahnen schmückten den Platz. Girlanden und die Fahnen der katholischen Vereine zierten den Innenraum der überfüllten neuen Kirche. Weihbischof Karl Ernst Schrod nahm die Konsekration vor und spendete gleichzeitig an diesem Tag den Bassenheimer Mädchen und Jungen das Sakrament der Firmung.

Die Turmuhr

Bereits 1722 hatte die damalige Barockkirche eine Uhr. 1724 erhält der Glöckner von Bassenheim von dem Personatisten (Casimir Ferdinand Adolf Waldbott von Bassenheim) 1 Malter Korn, ferner 1/2 Malter für das Aufziehen der Uhr (1 Malter entspricht etwa 100 Liter). Frühere Nachrichten über Turmuhren vor Ort sind nicht nachweisbar.

1858 erhielt die Barockkirche eine neue Uhr, gefertigt von dem „Königlichen Hof-Uhrmacher und Mechaniker J. C. Rahsskopf aus Coblenz“. Diese Uhr wurde beim Bau der heutigen Pfarrkirche übernommen und tat dann bis 1954 ihren Dienst.

Danach wurde eine neue mechanische Turmuhr der Firma Bernhard Vortmann aus Recklinghausen installiert. Kennzeichen dieser Uhr ist ein ganggenaues Hemmungssystem, der sogenannte Freischwinger. Während in der Umgebung unseres Ortes fast überall schon die mechanischen Turmuhren abgeschafft und meist durch funk­gesteuerte Uhren ersetzt wurden, war hier noch eine präzise mechanische Uhr mit automatischem elektrischen Aufzug tätig. Diese Uhr zeichnet sich durch Robustheit und eine enorme Ganggenauigkeit aus. Sie ist vom Material her so hervorragend, dass sie noch vielen Generationen nach uns die Zeit anzeigen kann.

Im Jahre 1992 wurde diese Uhr, nach fast 40 Jahren störungsfreien Laufs, erstmals vollständig überholt und neu aufgestellt. Diese Arbeit besorgte der Turmuhrbaumeister Rudolf Dürr und Sohn aus Rothenburg.
Die gleiche Firma hat zum Kirchenjubiläum drei neue Zifferblätter geliefert und installiert. Diese Zifferblätter sind aus Kupferblech gearbeitet und zeigen vergoldete römische Ziffern, einen tannengrünen Grundton und passende blattvergoldete Zeiger.

Es bleibt noch nachzutragen, dass der damalige Küster Josef Häfner in den 70-Jahren die alte Turmuhr von 1858 auf dem Turm fand. Diese verloren geglaubte und ins Abseits gestellte beschädigte Uhr wurde 1987 von hiesigen Handwerkern restauriert und als Dauerleihgabe der katholischen Kirchengemeinde an die Bassenheimer Grundschule übergeben.

Uhrwerk der Bassenheimer Kirchenturmuhr.

Renovierungsmaßnahme 1965

Besonders der Innenraum der Kirche war im Laufe der 100 Jahre einige Male zum Teil gravierenden Änderungen unterworfen. 1965 war eine solche doch recht einschneidende Maßnahme, die eine zeitlich angepasste Form des Innenraumes zur Folge hatte.
Drei Jahre dauerten die umfangreichen Renovierungsarbeiten, die Kirchenschiff und Chorraum ein völlig neues Aussehen gaben. Die Kirche sollte „heller, schöner und moderner erscheinen und eine würdige Stätte für Gottesdienste sein“.

In den 100 Jahre ihres Bestehens hat die Pfarrkirche viele bauliche Veränderungen über sich ergehen lassen müssen. So wurde beispielsweise der Dachreiter (kleines Türmchen in der Dachmitte) 1928 vom Dach der Kirche entfernt.
Jede Renovierungs- oder Umbaumaßnahme sollte aber nicht nur als bauliche Verschönerungsmaßnahme verstanden werden, sondern eher als ein zeitgemäßes Anpassen an die Bedürfnisse der Menschen nach gemeinsamem Beten und Erleben des Gottesdienstes.

Das Martinsrelief

Das Martinsrelief – ein weißlich-graues Mainsandstein-Werk (ca. 113 × 114 cm), das Kunsthistoriker zu den Spitzenstücken der Stauferzeit zählen. Am 21.03.1935 ordnete Prof. Hermann Schnitzler es dem „Naumburger Meister“ zu und machte Bassenheim damit überregional bekannt. St. Martin ist der Kirchenpatron, die lokale Martinsverehrung reicht bis in die Zeit der fränkischen Landnahme zurück, und das Relief zeigt die Mantelteilung als Sinnbild christlicher Nächstenliebe.
Mehr Hintergründe im ausführlichen Artikel: Die Geschichte des St. Martinus-Reliefs

Die Glocken der Pfarrei

Glocken befanden sich in allen Bassenheimer Kirchen und mussten wechselvolle Zeiten erleben. Die älteste Glocke wird im Jahre 1570 erwähnt. In dem Kirchturm der alten Kirche (vor 1718) befanden sich bereits drei Glocken, die dann nach 1718 ihren Platz in der neu erbauten Barockkirche fanden.

Für kriegtreibende Nationen stellten Glocken immer eine billige Rohstoffquelle dar. Das hochwertige Material konnte für den Guss von Kanonenrohren verwendet werden und kostete zudem nichts. Das Einverständnis der jeweiligen Kirchengemeinde wurde einfach vorausgesetzt, Einspruch oder gar Widerstand gegen diese Praxis hätte wohl wenig Erfolg gehabt. So wurden auch in Bassenheim die Glocken zu Kriegszeiten konfisziert.

Nach dem ersten Weltkrieg (1914 – 1918) erhielt Bassenheim zwei neue Glocken. Meist waren diese aus Kostengründen aus Stahl und nicht mehr aus dem teureren und hochwertigeren Bronzeguss. Die Schulchronik berichtet:

... unter großer Anteilnahme der Bevölkerung wurden die neuen Glocken am Bahnhof auf geschmückte Wagen geladen und zur Kirche gefahren. Sie stammen aus der Glockengießerei von Otto in Hemelingen bei Bremen. Die größte Glocke wiegt 22 Zentner (1.100 kg) und ist der Muttergottes geweiht. Sie trägt das Bild Mariens mit der Überschrift: „St. Maria, virgo dei genitrix.“ Der Glockenspruch lautet: „Bellum, me abstulit, Pax restituit. Ave Maria!“, d. h.: „Der Krieg hat mich geraubt, der Friede hat mich zurückgebracht. Sei gegrüßt Maria! Die kleinere Glocke ist St. Petrus geweiht und wiegt etwa 16 Zentner (800 kg). Sie trägt das Bild von Petrus mit der Überschrift: „St. Petrus, coeli ianitor“, d. h. „Petrus der Himmelspförtner“. Der Glockenspruch lautet: „St. Petrus bin ich geheißen, Gottes Lob will ich preisen, himmelwärts den Sinn Euch weisen.

Mit geschmückten Pferdegespannen werden die neuen Glocken unter großer Anteilnahme der Bevölkerung zur Kirche gebracht.

Die beiden Glocken haben die Töne e und fis und ergeben zusammen mit dem Ton a der Martinsglocke, die ja nicht abgehangen und für den Krieg eingeschmolzen wurde, die drei ersten Töne der Melodie des Gloria.
Die feierliche Glockenweihe, die auch in der Chronik der Bassenheimer Pfarrgemeinde vermerkt ist, fand am 16.11.1924 statt. Auf Einladung des Pfarrers nahm auch Seine Excellens Freiherr v. Waldthausen an der Weihe teil, die noch durch Lieder des Kirchenchores verschönert wurde. Am Schluss der Feier fand eine Sammlung statt. Jeder, der beim Verlassen des Gotteshauses an den Glocken vorbeiging, schlug mit dem Klöppel an eine der Glocken und brachte sie so zum Ertönen.

Der zweiten Weltkrieg ging nicht spurlos an der Bassenheimer Kirche vorbei. So musste am 22.04.1942 zwei Glocken abgeliefert werden, ebenfalls das Glöckchen aus der Krankenhauskapelle, sowie die Glocke aus dem Park. Diese wurden vermutlich eingeschmolzen und zur Waffenherstellung benötigt.

Am 30.03.1952 erhielt die Pfarrei drei neue Glocken, die sich noch heute im Kirchturm befinden. Die größte trägt die Inschrift „Christus regnat“. Diese Glocke ist den Gefallenen gewidmet. Die zweite Glocke ist den Frauen und der Jugend gewidmet, sie trägt die Umschrift „Maria protegat“. Die dritte Glocke wurde aus dem Hause von Waldthausen gestiftet. Sie ist den Heimkehrern gewidmet und trägt die Bezeichnung „Friedensglocke“. Die Umschrift dieser Glocke lautet „Michael defendat“. Die Glocken haben folgende Töne: eis, e, fis und ergeben mit dem Ton „a“ der noch verbliebenen Martinusglocke (die einzige Bronzeglocke) den Anfang des „Te deum“ bzw. der Präfation. Die Glockenweihe fand am Palmsonntag, dem 6. April des Jahres 1952 statt.

In früheren Jahren mussten die Glocken noch mühsam mit einem Seil zum Schwingen gebracht werden. Heute wird das Läuten dank moderner Technik durch Knopfdruck oder automatisch ausgelöst.

Einrichtungsgegenstände der Bassenheimer Pfarrkirche

  • Gotischer Kelch (um 1450) — Silber, gegossen, getrieben, graviert, vergoldet; später mit Emaillewappen.

  • Meßpollengarnitur (18. Jh.) — Silber; Tablett/Spiegel ca. 30,5 × 23,5 cm; zwei Kännchen ca. 11 cm hoch, Ø 6,5 cm; Doppelwappen „Waldbott/Ostein“.

  • Kelch — 20 cm hoch; Sechspassfuß mit emailliertem Wappen; „Recordare Casimiri 1703“.

  • 2 Kelche — Silber, 22 cm hoch; frühes 18. Jh.

  • Zwei Beichtstühle — 1727 von Meister Foelix (Koblenz); Teile im jetzigen Beichtraum.

  • Ewig-Licht-Ampel — Silber; 1753; barocker Stil; restauriert.

  • Pelikan-Skulptur — 1744; Bildhauer Schmicht; 15 Gulden.

  • Silberne Leuchter — 1753 erstmals erwähnt.

  • Silbernes Rauchfass — 1753 erstmals erwähnt.

  • Levitengewand — himmelblauer Silberbrokat; 18. Jh.

  • Zwei silberne Barockengel (Kerzenträger) — getrieben; ca. 41,5 × 28,5 cm; Augsburger Arbeit 1744; Stifterin Antonetta Francisca Gräfin von Walpott zu Bassenheim, geb. Gräfin von Ostein; Silber- und Meisterpunze.

  • Sonnenmonstranz — Augsburger Arbeit; zugeschrieben Philipp Stenglin († 1744) oder Johann Philipp Schuch († 1733).

  • Reliquiar des hl. Dominikus — in Form einer Sonnenmonstranz; 24 cm hoch; 18. Jh.

  • Kreuzreliquiar — in Form einer Sonnenmonstranz mit Wappen der Waldbott v. Bassenheim; 18. Jh.

  • Kelch — jeweils 22 cm hoch; Ende des 17. Jh.

  • Weihwasserkesselsäule — gotisch; heimischer Basalt; 15. Jh.

  • Taufbecken — schwarzer Marmor; 1727 von Anton Jung, 1741 verziert; 1990 versetzt.

Die Bassenheimer Orgeln

Die erste Orgel, vor 1787

Für die Barockkirche (1718 – 1722) ist eine erste Orgel anzunehmen. Belegt ist sie spätestens 1787 durch eine Rechnung des Organisten Vetter über Ausbesserungen und Stimmung.

Die Nachfolgeorgel von 1818

1818 taucht in den Quellen eine „neue Orgel“ auf. Die Abrechnungen nennen Arbeiten von Orgelbauer, Schmied, Schreiner und Zimmermann sowie neue Belederungen der Bälge. Ein kompletter Neubau ist nicht zweifelsfrei belegt; die Unterlagen lassen auch eine größere Überholung als Deutung zu.

Die Breidenfeldorgel

1855 steht in der alten Kirche eine Orgel von H. W. Breidenfeld & Söhne, Trier, 1855 (das 25. Werk der Firma). 1901 wurde die Orgel zum Preis von 1000 RM veräußert und durch die Gebrüder Gerhard aus Boppard von Bassenheim nach Bekond transferiert. Das geht aus einem Kirchenvorstandsbeschluss vom 05.08.1900 hervor. Die Orgel soll damals in einem außerordentlich schlechten Zustand, aber der klangliche Eindruck soll noch recht gut gewesen sein. Die 16 stimmige Orgel in eichernem Gehäuse ist bis heute noch bespielbar und wurde durch die Pfarrgemeinde Bekond restauriert.

Die heutige Orgel von 1902

Mit dem Neubau der Pfarrkirche entsteht 1902 die bis heute prägende Orgel von Christian Gerhardt (Boppard).

Das Pfarrhaus

Das Pfarrhaus neben der Kirche wurde wahrscheinlich 1784 erbaut und 1912 erweitert. Das Allianzwappen Waldbott-Reifenberg über der Tür stammt vermutlich vom Vorgängerbau aus der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts.

Weiterführende Literatur

„Die Pfarrkirche St. Martin in Bassenheim“ (Hrsg.: Katholische Pfarrgemeinde Bassenheim). Das Buch bietet vertiefende Einblicke in Geschichte, Architektur und Ausstattung der Pfarrkirche.

  • Reitz, Dr. Georg: Geschichte der Pfarrei Bassenheim, Koblenz, 1932
  • Ronig, Franz: Schatzkunst Trier, 1984.
  • Heimatkalender des Heimatvereins Bassenheim, 1985 – 1990
  • Gondorf, Bernhard: Rheinische Kunststätten, Heft 296. Köln, 1984.
  • Bistumsarchiv Trier, Unterlagen der Pfarrei Bassenheim, Landeshauptarchiv Koblenz, Bauamt des Bistums Trier, Archiv Heimatverein Bassenheim
  • Kath. Pfarrgemeinde Bassenheim, Die Pfarrkirche St. Martin in Bassenheim 1903 – 2003
  • Geschichte der Dekanate Bassenheim, Kaisersesch, Kobern und Münstermaifeld; Peter Schug, Trier 1966
  • Baum, Heinz: St. Martinus Bassenheim. Wiesbaden: Libertas-Verlag, 1966.
  • Pfarrarchiv Bassenheim
  • Bistumsarchiv, Abteilung R 71, 214 Nr. 0378: Rechnung über Ausbesserungen an der Orgel von Organist Vetter am 24.12.1787.
  • Zur Erbauung der Kirche vgl. Festschrift zur Kirchweihe, S.17.
  • Festschrift: Die Pfarrkirche St. Martin in Bassenheim 1903–2003. Bassenheim: Kath. Pfarrgemeinde, 2003.
  • Anne Mülhöfer, Geschichte der Orgeln in Bassenheim (Bassenheim: Katholische Pfarrgemeinde St. Martinus, 2003), PDF.
  • Schneck, Reinhold: „Die Orgel in Bekond (gebaut 1855 für Bassenheim …)“, trierer-orgelpunkt.de, 31.08.2002. URL und Abrufdatum ergänzen.